Winkel

Dorf · 93 m über NN  
Gemeinde
Oestrich-Winkel
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

6,5 km nordöstlich von Rüdesheim am Rhein

Lage und Verkehrslage

Geschlossene Siedlung in der Rheinuferzone östlich des Elsterbaches auf fast ebenem Gelände. Kirche in der Ortsmitte über der Hauptstrasse. Als Haltepunkt der Eisenbahnlinie Wiesbaden-Oberlahnstein ("Rheintalbahn") seit 1856 belegt (bis zur Inbetriebnahme des Bahnhofs Oestrich-Winkel im Oestrich-Winkeler Ortsteil Mittelheim).

Ersterwähnung

850

Siedlungsentwicklung

Der kirchliche und weltliche Schwerpunkt des ursprünglichen und als Winkel bezeichneten Siedlungskomplexes, der neben diesem auch Oestrich und Mittelheim umfasste, lag in Oestrich.

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

  • villa (850);
  • villa (1112) [Mainzer Urkundenbuch 1, Nr. 456, S. 363-364];
  • flecken (1671);
  • Ursprünglich waren unter der Bezeichnung Winkel die Siedlungskomplexe Oestrich und Mittelheim mitumfasst, deren neue Bezeichnungen sich erst ab der Mitte des 13. Jahrhunderts durchsetzen.

Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung

Burgen und Befestigungen

  • Am südlichen Ortsrand von Winkel Graues Haus der Herren von Winkel, genannt Greiffenclau, die seit 1191 erwähnt werden. Nach dem Ausbau der Burg Vollrads vor Mitte des 14. Jahrhunderts als Witwensitz genutzt und nach dem Dreißigjährigen Krieg zur Hofreite umgebaut. 1964 bis auf die Grundmauern abgebrannt.
  • Der Probecksche Hof, der im Kern aus dem 16. Jahrhundert stammt, hat den Charakter einer Wasserburg.

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3428726, 5540786
UTM: 32 U 428679 5539010
WGS84: 49.999142° N, 8.004844° O

Statistik

Ortskennziffer

439012040

Flächennutzungsstatistik

  • 1885 (Hektar): 1573, davon 327 Acker (= 20.79 %), 54 Wiesen (= 3.43 %), 871 Holzungen (= 55.37 %)
  • 1961 (Hektar): 1581, davon 882 Wald (= 55.79 %)

Einwohnerstatistik

  • 1525: 204 Herdstellen
  • 1700: 88 Bürger und 15 Beisassen
  • 1800: 1321 Einwohner
  • 1885: 2028, davon 123 evangelisch (= 6.07 %), 1893 katholisch (= 93.34 %), 1 andere Christen (= 0.05 %), 11 Juden (= 0.54 %)
  • 1961: 3883, davon 661 evangelisch (= 17.02 %), 3139 katholisch (= 80.84 %)
  • 1970: 3973

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 1604: Kurfürstentum Mainz, Mittelamt Oestrich
  • 1787: Kurfürstentum Mainz, Unteres Erzstift, Vicedomamt Rheingau, Amtskellerei Rüdesheim und Amtsvogtei Geisenheim
  • 1803: Nassau-Usingen, Vicedomamt Rheingau, Amtskellerei Rüdesheim
  • 1816: Herzogtum Nassau, Amt Rüdesheim
  • 1849: Herzogtum Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk VIII (Kreisamt Rüdesheim)
  • 1854: Herzogtum Nassau, Amt Rüdesheim
  • 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Rheingaukreis
  • 1968: Regierungsbezirk Darmstadt, Rheingaukreis
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Rheingau-Taunus-Kreis

Altkreis

Rheingaukreis

Gemeindeentwicklung

Am 1.7.1972 zur neugebildeten Stadt Oestrich-Winkel.

Gericht

  • Ursprünglich vom Gericht in Oestrich abhängig, 1357 eigenes Gericht
  • 1816: Amt Rüdesheim
  • 1849: Justizamt Rüdesheim
  • 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Rüdesheim
  • 1867: Amtsgericht Rüdesheim am Rhein

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • 1140 erhält des Kloster Johannisburg einen Hof zu Winkel mit Bartholomäuskapelle. Zahlreiche Adels- bzw. Ministerialensitz in der Ortslage.

Zehntverhältnisse

Zehntherr war das St. Viktorstift in Mainz

Ortsadel

Nach Winkel nannten sich seit 1108 Mainzer Ministerialen, u.a. das seit 1191 blegte Geschlecht von Winkel, später Greiffenclau, das beim Erlöschen im Mannesstamm Anfang des 14. Jahrhunderts von den Adligen von Vollrads beerbt wurde.

Kirche und Religion

Ortskirchen

  • Um 850: Erwähnung einer Kirche St. Walpurgis, deren Lage und Bauform unbekannt ist.
  • 1140: Bartholomäuskapelle in der Lützelau, die 1606 mit dem dabei bestehenden Siechenhaus an das Jesuitenkollegium in Mainz gelangte. Nach dessen Auflösung 1774 Abbruch
  • Von der im 12. Jahrhundert erwähnten Kirche stammt der Turm in dem heutigen, im wesentlichen in spätgotischer Zeit errichteten Bau. 1677/78 Schiff und Chor verändert.

Patrozinien

  • Walpurgis [1213]

Pfarrzugehörigkeit

Der Mainzer Erzbischof Konrad (1161-1165 und 1183-1200) verlieh der Kirche in Winkel Tauf- und Begräbnisrecht und löste sie damit von ihrer Mutterkriche in Oestrich.

Patronat

Um 1218 soll der Rheingraf Wolfram das Patronatsrecht dem Kloster Joahnnisberg geschenkt haben. Der Anspruch des St. Viktorstiftes in Mainz auf das Patronatsrecht aufgrund einer Schenkung des Erbischofs Willigis wird 1493 zugunsten der herren von Grieffenclau abgewiesen.

Bekenntniswechsel

Die Reformation konnte sich im Erzbistum Mainz nicht durchsetzen. Der Ort blieb katholisch.

Kirchliche Mittelbehörden

Mainzer Archidiakonat St. Moritz in Mainz

Juden

1842: 11, 1905: 11 Juden

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Winkel, Rheingau-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/10853_winkel> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/10853