Niederwalluf

Die Lage von Niederwalluf im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
12 km südöstlich von Bad Schwalbach
Lage und Verkehrslage
Siedlung in einer Rheinbucht östlich Mündung des Wallufbaches gelegen. Kirche im Südostteil des alten Ortskerns am Rheinufer. Bahnhof der Eisenbahnlinie Wiesbaden – Oberlahnstein ("Rheintalbahn") (Inbetriebnahme der Strecke 11.8.1856).
Ersterwähnung
770
Siedlungsentwicklung
Die älteste Siedlung befand sich östlich der Walluf, scheint aber schon im 12. Jahrhundert, möglicherweise in Verbindung mit der Anlegung des Rheingauer Gebücks, auf die westliche Seite verlegt worden zu sein.
Historische Namensformen
- Waltaffa (770) [Codex Laureshamensis III, Nr. 3619, S. 158]
- Waldorph (779) [Codex Laureshamensis III, Nr. 3379]
- Waldaffa (822/839) [Dronke, Codex diplomaticus Fuldensis Neudr., Nr. 529, S. 235]
- Walthafo (1069) [Fälschung Mainzer Urkundenbuch 1, Nr. 324, S. 213-215]
- Waldaffen (1197) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 222-223, Nr. 304]
- Waldaffen (1197) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 293-294, Nr. 436]
- Waldaffen (1263) [Nassauisches Urkundenbuch 1,1, S. 435, Nr. 732]
- Nidenwaldoff (1304) [Kop. XVI Jeschke, Ländliche Rechtsquellen, Nr. 13.1 S. 402]
- Niddern Waldoff (1455) [Jeschke, Ländliche Rechtsquellen, Nr. 13.3 S. 404-405]
- [bei den frühen Belegen ist nicht zu klären, ob Sie sich auf Nieder- onder Oberwalluf beziehen. Im frühen Mittelalter war eine Trennung offensichtlich noch nicht notwendig bzw. angestrebt]
Bezeichnung der Siedlung
- villa (770);
- vicula (1069)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3439905, 5544947
UTM: 32 U 439854 5543169
WGS84: 50.037779° N, 8.160095° O
Statistik
Ortskennziffer
439017010
Flächennutzungsstatistik
- 1885 (Hektar): 682, davon 273 Acker (= 40.03 %), 3 Wiesen (= 0.44 %), 323 Holzungen (= 47.36 %)
- 1961 (Hektar): 641, davon 219 Wald (= 34.17 %)
Einwohnerstatistik
- 1525: 140 Herdstellen
- 1700: 50 Bürger und 13 Beisassen
- 1820: 717 Einwohner
- 1885: 1135, davon 134 evangelisch (= 11.81 %), 999 katholisch (= 88.02 %), 2 andere Christen (= 0.18 %)
- 1961: 2503, davon 863 evangelisch (= 34.48 %), 1543 katholisch (= 61.65 %)
- 1970: 3471
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- (822/839): in pago qui dicitur Kunigeshundera (= Königssundergau)
- 1604: Kurfürstentum Mainz, Oberamt Eltville
- 1787: Kurfürstentum Mainz, Unteres Erzstift, Vizedomamt Rheingau, Amtskellerei Eltville und Amtsvogtei Erbach (links der Waldaffe Teil des Lindauer Gerichts des Grafen von und zu der Leyen)
- 1803: Nassau-Usingen, Vicedomamt Rheingau, Amtskellerei Eltville
- 1816: Herzogtum Nassau, Amt Eltville
- 1849: Herzogtum Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Herzogtum Nassau, Verwaltungsbezirk VIII (Kreisamt Rüdesheim)
- 1854: Herzogtum Nassau, Amt Eltville
- 1867: Königreich Preußen, Provinz Hessen-Nassau, Regierungsbezirk Wiesbaden, Rheingaukreis
- 1968: Regierungsbezirk Darmstadt, Rheingaukreis
- 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Rheingau-Taunus-Kreis
Altkreis
Rheingaukreis
Gemeindeentwicklung
Am 1.10.1971 Zusammenschluß mit Oberwalluf zur neugegründeten Gemeinde Walluf.
Gericht
- Ursprüngich vom Gericht Eltville abhängig
- 1740: unabhängiges Gericht
- 1816: Amt Eltville
- 1849: Justizamt Eltville
- 1854: Justiz- und Verwaltungsamt Eltville
- 1867: Amtsgericht Eltville
- 1943: Amtsgericht Rüdesheim (Zweigstelle Eltville)
- 1949: Amtsgericht Eltville
Herrschaft
- Die Gemeinde Niederwalluf stand in Abhängigkeit von der Muttergemeinde Eltville, bis in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts eine eigene Gemeindeverwaltung mit Schultheiß, Bürgermeister und Rat vorhanden war.
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
- In 8. und 9. Jahrhundert hatten die Reichsklöster Lorsch und Fulda hier Besitz. Der Mainzer Erzbischof Friedrich (937-954) soll nach einer Bestätigung von 1069 dem Stift St. Peter in der Vorstadt von Mainz auf Bitten des Propstes Thiemo die Kirche zu Eltville mit den Zehnten u.a. in Walluf geschenkt haben. Um 1200 werden in einem Güterverzeichnis des Nonnenklosters Rupertsberg Güter des Klosters Kornelimünster in Walluf genannt. 1263 veräußert das Kloster Kornelimünster das Dorf Walluf an den Ritter Franco von Wiesbaden, dem Stammvater der Herren von Lindau. Diese lösten in der Folge die darauf aufbauende Herrschaft aus dem Landgericht Wiesbaden und lösten sich aus der nassauischen Lehnshoheit. Niederwalluf gelangte nunmehr unter mainzischen Einfluß und ging im Amt Eltville auf.
Zehntverhältnisse
Laut der um 1183 gefälschten Urkunde von 1069 gehörte Niederwalluf zu den Orten, die im Zehntsprengel der Kirche zu Eltville lagen und mit dieser von Erzbischof Friedrich von Mainz (936-954) dem Petersstift in Mainz überwiesen waren.
Kirche und Religion
Ortskirchen
- 1197: Kapelle, 1314: Allheydiskapelle
- 1231: Pleban
- 1718/19: Umbau der gotischen Vorgängerkirche
- 1954-56: Großer Erweiterungsbach
Patrozinien
- Johannes; Adelheid [1314]
Pfarrzugehörigkeit
1197 wird eine Kapelle in Niederwalluf dem Kloster Ruppersberg (bei Bingen) von Heinrich Olf geschenkt. 1671 Pfarrkirche
Patronat
1474 haben die Herren von Lindau das Patronatsrechte inne
Bekenntniswechsel
Die Reformation konnte sich im Erzbistum Mainz nicht durchsetzen. Der Ort blieb katholisch.
Kirchliche Mittelbehörden
Mainzer Archidiakonat St. Moritz in Mainz
Kultur
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Kehrein, Nassauisches Namenbuch, S. 249
- Bach, Siedlungsnamen, S. 68
- Kleinfeldt, Kirchenorganisation, S. 89
- Vogel, Beschreibung Nassau, S. 576-577
- Herchenröder, Rheingaukreis, S. 276-283
- Zaun, Geschichte des Landcapitels Rheingau. Neudruck, S. 71-83
- Jeschke, Ländliche Rechtsquellen, S. 402-447
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 493-494
- Elbel, Turmburg
- Steinmetz, Frühe Niederungsburgen, S. 24
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Niederwalluf, Rheingau-Taunus-Kreis“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/10759_niederwalluf> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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