Obbornhofen

Dorf · 156 m über NN  
Gemeinde
Hungen
Landkreis
Gießen
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Siedlung

Ortstyp

Dorf

Lagebezug

9 km südlich von Lich

Lage und Verkehrslage

Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriß und dichter Gehöftanordnung im Talschluß eines nach Osten offenen Seitentals der Horloff. Am Südost-Rand des Ortes Hofgut. Flurname Hinterm Komturhof.
Straße nach Bellersheim, Inheiden und Wohnbach. - Nordöstlich des Ortes Bahnhof der Eisenbahnlinie Friedberg - Hungen (1897); nach Verlegung der Strecke wüst (vgl. Bellersheim)

Ersterwähnung

766/67

Historische Namensformen

Bezeichnung der Siedlung

  • villa 766/67

Älteste Gemarkungskarte

1845-1856

Koordinaten

Gauß-Krüger: 3488073, 5589382
UTM: 32 U 488003 5587586
WGS84: 50.440168° N, 8.831056° O

Statistik

Ortskennziffer

531008060

Flächennutzungsstatistik

  • 1854 (Morgen): 2648, davon 1803 Acker, 351 Wiesen, 494 Wald. 1961 (Hektar): 696, davon 98 Wald.

Einwohnerstatistik

  • 1834: 522 Einwohner
  • 1885: 553 Einwohner
  • 1925: 650 Einwohner
  • 1939: 653 Einwohner
  • 1950: 909 Einwohner
  • 1961: 850 Einwohner
  • 1830: 477 evangelische, 3 römisch-katholische Einwohner, 26 Juden. 1961: 711 evangelische, 124 römisch-katholische Einwohner
  • 1961 (Erwerbspers.): 184 Land- und Forstwirtsch., 190 Prod. Gewerbe, 47 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 26 Dienstleistung(en) und Sonstige

Diagramme

Verfassung

Verwaltungsbezirk

  • 766/67: Wetterau
  • 1787: Fürstentum Solms-Braunfels (Anteil an der Herrschaft Münzenberg), Amt Wölfersheim
  • 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Wölfersheim (zur Standesherrschaft Solms gehörig)
  • 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
  • 1841: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
  • 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
  • 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Nidda
  • 1874: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
  • 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
  • 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
  • 1979: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen

Altkreis

Gießen

Gemeindeentwicklung

Am 1.1.1977 Eingliederung nach Hungen

Gericht

  • 1822: Landgericht, seit 1879: Amtsgericht Hungen, seit 1934: Amtsgericht Nidda

Herrschaft

Besitz

Grundherrschaft und Grundbesitzer

  • Lorsch, KlosterIn den Jahren 766/67 bis 774 erhält Kloster Lorsch 7 Privatschenkungen in Obbornhofen (siehe oben Ziff. 2b sowieCodex Laureshamensis III Nr. 2970=3741c, Nr. 2975=3769b, Nr. 3359=3746a); weitere drei Privatschenkungen folgen 791, 798 und 831, wo ein Bifang genannt wird (Codex Laureshamensis III Nr. 2969=2973=3757c, Nr. 2959=3762c, Nr. 3004= 3767e); Lorscher Hubenliste (um 800): 2 Hufen und zwar 1 Herren- und 1 Knechtshufe, welche 1 Huhn und 15 Eier zinst (Codex Laureshamensis III Nr. 3660b); Lorscher Hubenliste (1. Viertel 9. Jahrhundert): 21 Hufen, und zwar 1 Herren- und 20 Knechtshufen, 40 Manzipien (ebd. Nr. 3681); Lorscher Hubenliste (Anfang 10. Jahrhundert): zum Herrenhof (dominica curtis) gehören 7 Knechtshufen und 1 Mühle, weitere 19 (Knechts-)Hufen zinsen 1 Leinentuch (bzw. ersatzweise 1 Schilling), 1 Huhn und 12 Eier (Codex Laureshamensis III Nr. 3680); Lorscher Hubenliste (2. Viertel 11. Jahrhundert): 19 (zu Dreitage-Fron verpflichtete) Hufen (ebd. Nr. 3683).
  • Schiffenberg, AugustinerchorherrenstiftUm 1148 bestätigt Papst Eugen III. Kloster Schiffenberg seinen Güterbesitz zu Obbornhofen (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3 Nr. 1335). 1239 überträgt Graf Wilhelm von Gießen Kloster Schiffenberg 1 Hufe zu Obbornhofen, die von ihm Gerlach von Büdingen und von diesem Konrad Milchling von Nordeck zu Lehen getragen hatte (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3 Nr. 1349). 1293 überläßt Ritter Werner von Bellersheim gen. Groppe den Kanonikern zu Schiffenberg seine Güter zu Milbach gegen einen Weingarten zu Obbornhofen (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3 Nr. 1379).
  • Fulda, Kloster1198 bekundet der Abt von Fulda, daß Kloster Arnsburg im Dorf Güll 3 der domus (Burgsitz) Kunos d.Ä. benachbarte Hufen mit Zustimmung Kunos und anderer, die mit diesen Gütern belehnt waren, einschließlich der (auf den Hufen befindlichen) Gebäude von Güller Bauern erworben hat, die auf andere Güter in Obbornhofen, Wetter und Birklar umgesetzt wurden.
  • Arnsburg, Kloster1220 vertauscht Kloster Arnsburg 2 Hufen in Obbornhofen gegen 2 Hufen in Unter-G. (inferiori G.), von der eine Eigengut, die andere Lehen ist. 1295 schenken die von Steinfurt Kloster Arnsburg eine Gülte u.a. zu Obbornhofen (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 2, 9, 261).
  • Falkenstein, Herren Bellersheim, Herren1300 bekundet Philipp von Falkenstein, daß er zusammen mit den von Bellersheim zwischen der Jutta, Witwe des Ritters NN. Kolbendensel, einerseits und dessen Söhnen andererseits einen Vergleich gestiftete hat, demzufolge Jutta alle Güter in Bellersheim, Rehborn und Obbornhofen haben und genannte Gülten zu ihren Lebzeiten nutzen soll, danach diese an ihre Söhne übergehen sollen, ausgenommen eine Gülte von 2 Pfd. Pfennige aus Habechenheim, die Jutta mit Zustimmung ihrer Söhne an die Kloster Marienborn, Engelthal und Schiffenberg übertragen hat (Solmser Urkunden 1 Nr. 66). 1396 versetzt Johann von Bellersheim sein Falkensteiner Burglehen und übergibt Philipp von Falkenstein dafür eine Hufe Land zu Obbornhofen (Isenburger Reg. Nr. 964). 1412 zahlt der Trierer Erzbischof Werner von Falkenstein dem Wigand von Bimbach das ihm zustehende Burglehen zu Hungen an Obbornhofen zahlt (Solmser Urkunden 1 Nr. 783).
  • Schiffenberg, Augustinerchorfrauenstift ZelleStift Zelle (Schiffenberg) verfügt im 14. Jahrhundert über Pachteinnahmen (Römer, Einkünfteverzeichnisse).
  • Solms, Grafen1421 erhält der Wäppner Henne Huser von Homberg von den Grafen von Solms eine jährl. Gülte von 10 fl. zu Obbornhofen als Teil seines Münzenberger Burglehens (Solmser Urkunden 1 Nr. 894). 1421 befreien die Grafen von Solms den Hof Kraft von Bellersheim von allen Abgaben. 1429 verkaufen Else von Bellersheim und ihr Mann Deede von Melbach Graf Bernhard von Solms Güter zu Obbornhofen und Wohnbach (Uhlhorn, Grafen von Solms, S. 386) - 1414 hat Ritter Kurt von Bellersheim vom Landgraf zu Lehen u.a. 1 1/2 Hufen Land zu Obbornhofen und 2 Hufen zu Inheiden. Nach 1414 hat Henne von Bellersheim als Mannlehen den Hof zu Obbornhofen mit Zubehör, nämlich 3 Hufen Land, den Schafhof mit Behausungen und Höfen, den Zehnten zu Utphe und eine Hofstatt ebd. (Demandt, Regesten Kopiare 1 Nr. 584). Neubelehnung 1452 (Demandt, Regesten Kopiare 1 Nr. 444, 976).

Zehntverhältnisse

Falkenstein, Herren1311 belehnen die von Falkenstein (Butzbacher Linie) die Töchter von Wilnsdorf mit einem Sechstel des Zehnten von Obbornhofen (Demandt, Regesten Katzenelnbogen 1 Nr. 516).

Kirche und Religion

Ortskirchen

Pfarrzugehörigkeit

1333: eigenständige Pfarrei

Patronat

1462 und noch 1593 tragen die von Nordeck-Rabenau den Kirchsatz von Solms-Lich zu Lehen. Der Kirchsatz war teil der Münzenberger Erbschaft.

Bekenntniswechsel

Erster evangelischer Pfarrer: Blasius Lundorp 1545-1568, ehemaliger katholischer Priester, spätestens seit 1549 evangelisch.
Reformierter Bekenntniswechsel: 1580er Jahre

Kirchliche Mittelbehörden

Erzbistum Mainz, Archidiakonat St. Mariengreden, Dekanat Friedberg, Sendbezirk Obbornhofen

Juden

Juden sind in Obbornhofen seit 1612 belegt. 1830: 26, 1905: 10 Juden. Synagoge um 1834 errichtet (Kommenturstr. 9). Zur Gemeinde gehörte auch Bellersheim. Der Friedhof liegt auf einer Anhöhe nordöstlich des Ortes. (alemannia-judaica)

Kultur

Schulen

um 1575 Schule vorhanden; meist Betreuung durch Diakone; 1910 Volksschule mit zwei Klassen, Schulhaus von 1900

Nachnutzung

Rechtehinweise

Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Obbornhofen, Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/10413_obbornhofen> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

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