Dorf-Güll

Die Lage von Dorf-Güll im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Dorf
Lagebezug
5 km südwestlich von Lich
Lage und Verkehrslage
Geschlossenes Dorf mit regellosem Grundriß südlich der Wasserscheide zwischen dem Lahntal und der Wetterau sowie nördlich des Welsbachs gelegen. Lineare Ausrichtung der Siedlung entlang der Straße nach Grabenteich, die sich südlich von Güll nach Holzheim bzw. Muschenheim gabelt.
Bahnhof der Eisenbahnlinie Butzbach/West - Grünberg ("Wettertalbahn (I)").
Ersterwähnung
750/802
Historische Namensformen
- Gullen et Bercheim, in duabus villis (um 750/802) [2. Hälfte XII Jh., Codex Eberhardi 1 II S. 205 = Urkundenbuch des Klosters Fulda 1, Nr. 361]
- Gullen Gullenere marca, in (799) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 2968=3763c]
- Gullinen (in Gulliner marca), in (804) [2. Hälfte XII Jh., Codex Laureshamensis III, Nr. 2963=3764d]
- Gulle (1151) [Mainzer Urkundenbuch 2,1, Nr. 159]
- Gulle (1152) [MGH Diplomata Könige 10, Friedrich I. : Appelt T. 1, Nr: 38]
- Oberngulle, in (1210) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 5]
- Gulle, de (1330) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 2 540]
- Güll, Dorf-
Bezeichnung der Siedlung
- villa 750/802
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Älteste Gemarkungskarte
1846
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3482814, 5596415
UTM: 32 U 482746 5594616
WGS84: 50.503262° N, 8.756703° O
Statistik
Ortskennziffer
531014010
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 1092, davon 978 Acker, 102 Wiesen, 13 Wald
- 1961 (Hektar): 764, davon 172 Wald.
Einwohnerstatistik
- 1834: 365 Einwohner
- 1885: 407 Einwohner
- 1925: 437 Einwohner
- 1939: 433 Einwohner
- 1950: 740 Einwohner
- 1961: 612 Einwohner
- 1830: 350 evangelische Einwohner 1961: 493 evangelische, 115 römisch-katholische Einwohner
- 1961 (Erwerbspers.): 151 Land- und Forstwirtsch., 105 Prod. Gewerbe, 21 Handel, Verkehr und Nachrichtenübermittlung, 39 Dienstleistung(en) und Sonstige
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 799: Wetterau
- 1355: Gericht Grüningen (Kropat, Reich, S. 165, Anm. 48)
- 1787: Kurfürstentum Mainz, Unteres Erzstift, Oberamt Höchst und Königstein, Amt und Kellerei Vilbel und Rockenberg, Gebiet der Abtei Arnsburg
- 1806: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Hungen (zur Standesherrschaft Solms gehörig)
- 1820: Großherzogtum Hessen, Souveränitätslande, Provinz Oberhessen, Amt Wölfersheim (zur Standesherrschaft Solms gehörig)
- 1822: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
- 1841: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Landratsbezirk Hungen
- 1848: Großherzogtum Hessen, Regierungsbezirk Friedberg
- 1852: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
- 1918/19-1934: Volksstaat Hessen, Provinz Oberhessen, Kreis Gießen
- 1945: Groß-Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
- 1946: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Kreis Gießen
Altkreis
Gießen
Gemeindeentwicklung
Am 31.12.1970 Eingliederung nach Pohlheim
Gericht
- 1820: Standesherrliches Amt Wölfersheim, seit 1822: Landgericht Hungen, seit 1853: Landgericht, seit 1879: Amtsgericht Lich, seit 1934: Amtsgericht Gießen
Herrschaft
- Bei der falkenstein. Erbteilung von 1271 bleibt die Ortsherrschaft über Dorf-Güll bei Philipp von Falkenstein, während Werner den dortigen Zehnten erhält (Scriba, Bickenbach, S. 240-242 Nr. 14; Gudenus, Codex diplomaticus sive anecdotorum 2 Nr. 139).
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Fulda, Kloster Um 750/802 übertragen Helmerih und seine Frau Ratbirc Kloster Fulda Güter in den beiden Dörfern Güll und (Wüstung) Bercheim.Lorsch, Kloster 799 schenkt Seckehard Kloster Lorsch seinen Besitz in der Grüninger Mark ,(Wüstung) Bergheim, in der Güller und Licher Mark, in (Wüstung) Feldheim), in der Weiseler Mark, in Holzheim und Beringheim mit insgesamt 48 Manzipien. 804 schenkt Warburg dem Kloster ihren Besitz in Eberstadt, der Licher und Güller Mark sowie in Grüningen und (Wüstung) Berheim (vgl. Ziff. 2b).Arnsburg, Kloster 1151 stattet Konrad von Hagen-Arnsburg Kloster Arnsburg bei dessen Gründung u.a. mit 5 Hufen zu Arnsburg, Hof-Güll und Dorf-Güll aus (Mainzer Urkundenbuch 2, 1 Nr. 159). 1198 bekundet der Abt von Fulda, daß Kloster Arnsburg im Dorf Güll 3 der domus (Burgsitz) Kunos d. Ä. benachbarte Hufen mit Zustimmung Kunos und anderer, die mit diesen Gütern belehnt waren, einschließlich der (auf den Hufen befindlichen) Gebäude von Güller Bauern erworben hat, die auf andere Güter in Obbornhofen, Wetter und Birklar umgesetzt wurden. 1210 erwirbt Kloster Arnsburg zwei Landgütchen in Kolnhausen, deren Abgaben den beiden Kapellen in Kolnhausen und Rotenschitt zufließen, unter Vermittlung der Kirchenpatrone, Hartmuts von Trohe und seines Sohnes Helfrichs sowie anderer Verwandten, für ein anderes Gut des Klosters in Ober-Güll. 1220 tausch Arnsburg 2 Hufen in Obbornhofen mit 2 Hufen in inferiori Güll, von der eine Eigengut, die andere Lehen ist (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 2, 5, 7, 9). 1226 wird erwähnt, daß Konrad von Arnsburg vormals Kloster Fulda eine Hufe zu Güll im Tausch mit dem Münzenberg übertragen hat (Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 2Nr. 7). 1232 verkauft Ritter Helfrich von Trohe Kloster Arnsburg 1 Hufe in Güll. 1247 überträgt Dithild von Güll Kloster Arnsburg ihre Güter zu Güll, Westwich und Lich. 1262 bekennt der Grünberger Schultheiß Meingot Kneib von Griedel, daß benannte Bürger zu Grünberg Kloster Arnsburg Güter zu Steinfurt, Beringheim und Dorf-Güll übertragen haben. 1275 verkauft Gertrud, Witwe des Ritters Gumpert de Curia von Amöneburg Kloster Arnsburg alle ihre Güter zu Dorf-Güll. 1278 überträgt Adelheid, die Tochter des Ritters Adolf von Nordeck ihre Güter zu Kirch-Göns und den dritten Teil des Hofes in Güll Kloster Arnsburg; Bestätigung der Schenkung einschließlich des Patronatsrechts der Kapelle in Güll 1279. (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 20, 52, 96, 150, 161, 172).Münzenberg, Herren 1275 verkauft Philipp von Münzenberg Arnsburg die zwischen Dorf und Grangie Güll gelegene Mühle.Hanau, Herren Falkenstein, Herren Weinsberg, von 1265 gestatten die von Hanau und von Weinsberg sowie die Herren von Falkenstein dem Johann Griedel den Verkauf einer Hufe zu Güll, die münzenberg. Lehen gewesen ist, an den Wetzlarer Bürger Arnold von Dutenhofen (Urkundenbuch der Herren von Hanau 1 Nr. 399; Gudenus, Codex diplomaticus sive anecdotorum 3 Nr. 765 S. 1130). ). 1316 verzichten Wiederold, Rektor der Kirche zu Habertshausen, und sein Bruder Gumpert, Rektor der Kirche in Altenkirchen, auf ihre Anrechte am Hof in Dorf-Güll, den ihre Mutter und Geschwister Kloster Arnsburg verkauft haben (Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 2Nr. 263). Im gleichen Jahr verzichten die von Hohenfels gegenüber Arnsburg auf alle Ansprüche auf den Hof in Dorf-Güll. 1320 verzichtet der Ritter Zabel von Vers gegenüber Arnsburg auf alle seine Rechte auf Güter des Klosters in Dorf-Güll, die dieses schon seit 11 Jahren besessen hat (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 459, 526). 1336 verzichtet Ritter Ludwig von Dernbach auf alle seine Rechte und Ansprüche auf Güter des Kloster Arnsburg in D. (Urkundenbuch der Stadt Wetzlar 2Nr. 428).- 1342 schenkt der Priester Hermann von Wanenbach dem Frankfurter Liebfrauenstift Güter, Häuser und Einkünfte zu Dorf-Güll.Schiffenberg, Augustinerchorfrauenstift Zelle Stift Zelle (Schiffenberg) verfügt im 14. Jahrhundert über Pachteinnahmen (Römer, Einkünfteverzeichnisse).Mainz, Kloster der Heiligen Clara 1343 bekennt das Kloster der heiligen Clara zu Mainz, daß gen. Priester Einkünfte verschenkt hat; es will ihm dafür lebensl. Unterhalt gewähren (Urkundenbuch der Herren von Hanau 2 127, 168, 606, 637).- 1355 bewittumt Philipp von Falkenstein-Münzenberg seine Schwester Agnes u.a. mit Gülten zu zu Grüningen, Holzheim, Güll und Bergheim (Löffler, Herren von Falkenstein Bd. 2 Nr. 1104).
Zehntverhältnisse
1271 ist der Zehnte zu Dorf-Güll und Nuheim Anteil Werners von Falkenstein aus der münzenbergisches Erbschaft (Gudenus, Codex diplomaticus sive anecdotorum 2 Nr. 172, Scriba, Bickenbach, S. 240-242 Nr. 14) 1271 erhält Werner von Falkenstein bei der Falkensteiner Teilung des den Zehnten zu Dorf-Güll. Die Einnahmen des Kloster Fulda zu Dorf-Güll hatte dieses 1273 den Herren von Hanau als Lehen gegeben (Schannat, Fuld. Lehnhof, Elenchus Vassorum, S. 18).
Kirche und Religion
Ortskirchen
- capella in Ober-Güll 1210 (Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3 Nr. 5)
Pfarrzugehörigkeit
1421 und später ist Güll bei Grüningen eingepfarrt. 1768: Dorf-Güll mit Pfarrei Holzheim verbunden. 1900: bei Holzheim eingepfarrt.
Patronat
Die Kirche war zu einem Teil Eigentum des Konrad Setzepfand von Trohe.
Klöster
- Begine 1330 (Klause) (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 2 Nr. 540).
Beginen
1330 Begine Meckelis (Meckela) genannt, Klause
Bekenntniswechsel
Erster nachweisbarer evangelischer Pfarrer: Johannes Beull bis 1584
Reformierter Bekenntniswechsel: 1580er Jahre, 1624 lutherisch, nach 1648 wieder reformiert
Kultur
Schulen
vor 1618 Schule vorhanden; 1910 einklassige Volksschule, Schulhaus von 1904
Sprachgeschichte (Quellenfaksimiles)
Nachweise
Literatur
- Historisches Ortsverzeichnis Großherzogtum und Volksstaat Hessen, S. 74
- Küther, Pohlheim, S. 311-369
- Dorf-Güll 799 - 1999
- Kuczera, Wirtschaftsverfassung des Klosters Arnsburg, S. 116-122
- Schwarz, Markwald Grüningen - Dorf-Güll
- Diehl, Pfarrer- und Schulmeisterbuch für die hessen-darmstädtischen Souveränitätslande, S. 143, 165
- Dersch, Klosterbuch, S. 17
- Krapp, Hessische Schulstatistik, S. 128
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
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Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Dorf-Güll, Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/10310_dorf-guell> (aufgerufen am 25.11.2025)
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