Arnsburg

Die Lage von Arnsburg im Orthofoto
Siedlung
Ortstyp
Siedlung
Lagebezug
3,5 km südwestlich von Lich
Lage und Verkehrslage
Ehemaliger Klosterbezirk am rechten Ufer der Wetter, teilweise als Schloß der Graf von Solms-Laubach genutzt.1804-1811: Gemeinschaftliches Zucht-, Arbeits- und Irrenhaus in Teilen der Anlage.
1847: Rettungshaus für verwahrloste Mädchen im Bursenbau.
Ersterwähnung
1093
Siedlungsentwicklung
Ursprünglicher Sitz des Geschlechts dürfte eine Spornburg des 8.-10. Jahrhundert gewesen sein, deren Wall und Graben sich ca. 500 m wetteraufwärts vor einem mächtigen Graben der Klosterbefestigung an der Nordwestecke des Klosters finden. Die spätere Burganlage Arnsburg südwestlich der heutigen Klosteranlage entwickelte sich aus einer im 10. Jahrhundert erbauten Turmburg mit quadratischem Wohnturm, Zwingmauer und außerhalb liegender Kapelle, bis sie um 1160 aufgelassen wurde. 1174-1197 Errichtung von Klosterbauten in der alten Burganlage in einem trapezförmigen Komplex mit Kichenbau, Vorhalle und Keller an der Stelle der Burgkirche. 1197 Errichtung der Klostergebäude am heutigen Platz im Wettertal. - Nach neueren Grabungen, die Fundmaterial des späten 7. bzw. frühen 8. Jahrhundert bis ins 12. Jahrhundert hervorbrachten, wird die Lage der alten Siedlung in der sumpfigen Wetterniederung ca. 50 m von der Wetter auf einer flachen Geländeerhöhung vermutet. Diese wurde um 1174 aufgelassen und die Bauern umgesiedelt. Eine weitere, nach Funden frühestens ins 10. Jahrhundert datierbare Siedlung, entstand südwestlich der Klosteranlage im Bereich der Flur Hainfeld.
Historische Namensformen
- Arnesburc, de (1093) [Anf. XV Mainzer Urkundenbuch 1, Nr. 386]
- Arnesburg (1151) [Mainzer Urkundenbuch 2, 1, Nr. 159]
- Arnespvrg, in (1151) [XII Mainzer Urkundenbuch 2, 1, Nr. 159]
- Arnesburg (1152) [MGH Diplomata Könige 10, Friedrich I. : Appelt T. 1, Nr. 38]
- Arnisburc, de (1197) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3, Nr. 1344]
- Arnspurg, de (1237) [Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3, Nr. 1348]
- Arnesporg, de (1275) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 1220]
- Arnsburge, von (1383) [Urkundenbuch des Klosters Arnsburg 3, Nr. 1060]
Bezeichnung der Siedlung
- castrum, villa 1151 (Mainzer Urkundenbuch 2, 1, Nr. 159)
- abbatia 1151 (Mainzer Urkundenbuch 2, 1, Nr. 159)
Siedlungsplätze innerhalb der Gemarkung
Älteste Gemarkungskarte
1720
Koordinaten
Gauß-Krüger: 3485347, 5595367
UTM: 32 U 485278 5593569
WGS84: 50.493909° N, 8.792448° O
Statistik
Ortskennziffer
531011010
Flächennutzungsstatistik
- 1854 (Morgen): 1862, davon 499 Acker, 45 Wiesen, 1318 Wald. 1961 (Hektar): 490, davon 317 Wald.
Einwohnerstatistik
- 1834: 214 Einwohner
- 1885: 73 Einwohner
- 1925: 93 Einwohner
- 1939: 51 Einwohner
- 1950: 106 Einwohner
- 1961: 124 Einwohner
- 1830: -. 1961: 112 evangelische, 4 römisch-katholische Einwohner 1961 (Erwerbspersonen): 6 Land- und Forstwirtsch., 4 Prod. Gewerbe, 1 Handel, Verkehr und Nachrichten, 22 Dienstleistung(en) und Sonstige
Diagramme
Verfassung
Verwaltungsbezirk
- 1787: Kurfürstentum Mainz, Unteres Erzstift, Oberamt Höchst und Königstein, Amt und Kellerei Vilbel und Rockenberg, Gebiet der Abtei Arnsburg
- 1803: Grafschaft Solms (zum Gesamthaus Solms gehörig)
- 1806: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, ehemaliger Klosterbezirk
- 1820: Großherzogtum Hessen, Provinz Oberhessen, Domanial-Rentamt Grünberg
- 1953: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
- 1977: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Lahn-Dill-Kreis
- 1979: Land Hessen, Regierungsbezirk Darmstadt, Landkreis Gießen
Altkreis
Gießen
Gemeindeentwicklung
Im 19. und 20. Jahrhundert zunächst Wohnplatz von Eberstadt. Am 1.4.1953 Neubildung einer selbständigen Gemeinde aus Teilen der Gemeinde Muschenheim, am 1.1.1977 Eingliederung nach Lich
Gericht
- Seit 1953: Amtsgericht Gießen
Besitz
Grundherrschaft und Grundbesitzer
Eppstein, Herren von Kloster Arnsburg 1434 befreien die Brüder Graf Bernhard und Graf Johann von Solms sowie Gottfried und Eberhard von Eppstein die Höfe und Landsiedel des Kloster Arnsburg zu Muschenheim, Birklar, Bellersheim, Utphe, Münster, Holzheim, Eberstadt, Kolnhausen, Hof Güll von allen Diensten, Steuern, Beden mit Ausnahme der herkömmlichen Dienste (Solmser Urkunden 1 Nr. 1006).Solms, Grafen 1478 erwirbt Graf Otto von Solms als Vormund der Kinder des verstorbenen Graf Kuno von Solms die königstein. Anteile an Butzbach, Grüningen, Nieder-Weisel mit Hausen, die beiden Dörfer Eberstadt und Hörgern... und am Hain bei Arnsburg (Solmser Urkunden 2 Nr. 1762).
Kirche und Religion
Patrozinien
- Maria
Pfarrzugehörigkeit
1322 und später waren zeitweise die Kirchen von Bettenhausen, Birklar, Eberstadt, Grüningen, Holzheim, Muschenheim und Trais-Münzenberg mit allen Filialen inkorporiert. Kloster 1802 aufgehoben und dem Gesamthaus Solms überwiesen.
1803, 1900 und 1954: bei Eberstadt eingepfarrt
Klöster
Diakonische Einrichtungen
1877 - 1971 arbeiten Diakonissen des Elisabethenstifts Darmstadt im Evangelischen Kinderheim in Lich (Angaben basieren auf Mitteilungen des Zentralarchivs der EKHNZA in Darmstadt vom 01.07.2021); für 1900 nennt Röschen, Beschreibung der evangelischen Pfarreien des Großherzogtum Hessen ein „Rettungshaus“ in Kloster Arnsburg, für 1918 eine christliche Kleinkinderschule unter städtischer Verwaltung
Bekenntniswechsel
Reformationsversuche unter den Grafen von Solms in der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts scheiterten. Der Ort blieb katholisch.
Kultur
1439: Verkauf von Handschriften nach Maulbronn. Akademiebetrieb und Ausbau der Bibliothek unter Abt Peter Schnitt (1746-1776). 1818 Überführung des Bibliotheksbaus nach Birklar.
Wirtschaft
1495 erhalten die Grafen von Solms von Ks. Maximilian für Arnsburg ein Marktprivileg, bestätigt 1559 durch Ks. Ferdinand I. (Solmser Urkunden 2 Nr. 2218, 3110). -
Mühlen
1549 ist die Mahlmühle unterhalb der Hl. Kreuzkirche an der Wetter von Kloster Arnsburg dem Georg Helfrich, 1682 dem Heinrich Müller, 1700 dessen Witwe, 1778 Konrad Kramer verliehen (Solmser Urkunden 3 Nr. 2880, Solmser Urkunden 4 Nr. 4221, 4407 f., 4773 f.)
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS
Orte
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Arnsburg, Gießen“, in: Historisches Ortslexikon <https://lagis.hessen.de/de/orte/historisches-ortslexikon/alle-eintraege/10210_arnsburg> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/ol/10210