Lang-Stück: daz lange stucke

Historischer Beleg aus Bellersheim  
Gemeinde
Hungen
Landkreis
Gießen
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.

Beleg

Standard-Flurname

Lang-Stück

Belegort

Belegtyp

historisch

Belegzeit

kopial 14. Jahrhundert

Quelle

Arnsburger Urbar

Deutungen

Mittelhessisches Flurnamenbuch

Lang

Zu ahd. lang, lanc(h), mhd. lanc ‚lang, langgestreckt‘. Benennungsmotiv war in den meisten Fällen die längliche Form der Flurstücke (zusätzlich betont im GT von Namen wie z.B. langer Strich) bzw. die langgezogene Gestalt der Bauwerke und der hohe Wuchs der Bäume, auf die man sich bei der Namengebung bezog. Der FlN Langer Stein verweist meist auf hohe Grenzsteine, nur in seltenen Fällen auch auf aufrecht stehende vorgeschichtliche Monolithe.

Stück

Im FlN Stück, ahd. stuki, mhd. stücke, stück, stucke, stuck st. N. ‚Teil wovon, Stück‘ schwingt meist die allgemeine Bedeutung ‚Acker, Feld, Land, Gartenland‘ mit, wobei die Teilbezeichnung für das Ganze steht (‚ein schönes Stück‘). Im Unterschied zu Südhessen, wo zahlreiche Vermengungen mit Stock (s. d.) und Stecken (s. d.) die Identifizierung erschweren, sind die mittelhessischen Vorkommen eindeutig.

Südhessisches Flurnamenbuch

Lang

Zu ahd. lang, lanc(h), mhd. lanc ‚lang, lang gestreckt‘. Benennungsmotiv war in den meisten Fällen die längliche Form der Flurstücke (zusätzlich betont im GT von Namen wie Langer Strich, Lange Stränge, Langer Lappen, Lange Zeile, Lange Furche u. ä.) bzw. die lang gezogene Gestalt der Bauwerke (Lange Mauer in Hüttenthal, Unter-Schönmattenwag und Unter-Sensbach, Langes Kreuz in Groß-Umstadt) und der hohe Wuchs der Bäume (Lange Erle in Hainst (OFK) und Knoden, Lange Birken in Werl, Langbaum in Lämmerspiel u. a.), auf die man sich bei der Namengebung bezog. Der FlN Langer Stein/Langenstein/Langstein verweist meist auf hohe Grenzsteine (wie auch der Langenmarkstein in Nieder-Ramstadt), in seltenen Fällen auch auf aufrecht stehende vorgeschichtliche Monolithe, die im Untersuchungsgebiet sonst als Hinkelsteine (s. d.) bezeichnet werden. In Biebesheim am Rhein erfolgte im GT des Namens wohl Umdeutung aus Waad ‚Furt‘ (s. d.), obwohl das fem. Genus hierfür sonst nicht belegt ist.

Stück

In Stück haben sich offensichtlich drei verschiedene Namen vermengt: Stück N., ahd. stuki, mhd. stücke, stück, stucke, stuck st. N. ‚Teil wovon, Stück‘ einerseits und Stock (s. d.) und Steck(en) (s. d.) andererseits. -stück als GT bezieht sich meist auf Grundstücke, die durch den BT spezifiziert werden; es schwingt hier, wie bei anderen Stück-Namen, auch die allgemeine Bedeutung ‚Acker, Feld, Land, Gartenland‘ mit, wobei die Teilbezeichnung für das Ganze steht (‚ein schönes Stück‘). Verschiedentlich begegnet in den FlN das Diminutiv Stückel. - Andere Stück-Namen sind hyperkorrekt aus den beiden anderen Namen entstanden, die ihrerseits zahlreiche Übergänge und Vermischungen aufweisen. Hierhin gehören wohl vor allem die Belege mit schwacher Flexion (Stücken) sowie diejenigen, deren Endung als Kollektivierungsanzeiger verstanden werden kann (Bieber, Dieburg, Froschhausen, Klein-Krotzenburg). Umgekehrt können über Senkung und Entrundung auch in diesen Lemmata einzelne Stück-Namen aufgegangen sein.

Hessischer Flurnamenatlas

Stück

Karte 48

Nachnutzung

Rechtehinweise

Hessisches Flurnamenarchiv – Prof. Dr. Hans Ramge, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Lang-Stück: daz lange stucke (Bellersheim)“, in: Hessische Flurnamen <https://lagis.hessen.de/de/orte/hessische-flurnamen/alle-eintraege/750377_daz-lange-stucke> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

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