Schleif-Wehr: vffm schleiff wehr
Beleg
Standard-Flurname
Schleif-Wehr
Belegort
Belegtyp
historisch
Belegzeit
1617
Quelle
Staatsarchiv Darmstadt, C 2, Nr. 192/5.
Deutungen
Mittelhessisches Flurnamenbuch
Schleif
Die unterschiedlichen Stammvokale in der Substantivbildung zeigen, dass den Belegen zwei Varianten von schleifen zu Grunde liegen: Neben ahd. slîfan, mhd. slîfen st.V. intrans. ‚gleiten, ausglitschen, gleitend sinken‘ gibt es ein intensivierendes ahd. mhd. slipfen sw.V. ‚ausgleiten, fallen‘ einerseits und ein weiteres schwaches Verb ahd. mhd. sleifen, sleipfen ‚gleiten machen, lassen‘ andererseits. Die /a/-Formen, die durch Monophthongierung /ei/ > /a:/ entstanden sind, gehen auf Letzeres zurück. Gekennzeichnet werden mit Schleif-Namen in der Regel künstliche Anlagen, wo etwas schleift oder geschleift werden kann. Im Wald sind Schleifen und Schleifwege Wege, auf denen das geschlagene Holz weggeschleift wird, im Acker- und Wiesenland sind es unbefestigte, oft vorübergehend angelegte Wege und Ein- und Ausfuhrstellen, auch abschüssige Stellen; zu ahd. sleifa, sleipfa sw. F. ‚Schleife, Holzrutsche‘, mhd. sleife, sleipfe sw. F. ‚durch Schleifen (des Holzes) entstandene Spur, Weg‘. - Schleifmühlen , zu mhd. slif-, slîfmül haben ihren Namen von dem durch Wasser getriebenen Schleifwerk für Klingen, Glas u.a.
Wehr
Zu (spät-)mhd. wer, were st.N. ‚Flusswehr, Mühlenwerk‘, wohl einer Entlehnung aus altsächs. werr ‚Fischwehr‘. Das ursprünglich niederdt. Wort breitet sich seit dem 13. Jahrhundert nach Süden aus. Namengebend waren meist Stauwerke in fließendem Wasser, aber auch kleinere Wasserab- und -zuflussanlagen. Weiter wurden aus Faschinen gefertigte Vorrichtungen zum Fischfang Wehr genannt. Mit Sicherheit können nur die Simplexbelege mit neutralem Genus hierher gestellt werden. Steht Wehr- im BT, so ist oft nicht zu entscheiden, ob mhd. wer st.N. oder wer, were st. F. ‚Gewährung‘ (s.d.) gemeint ist. Zur Leitform mit dem Stammvokal /e/ tritt ein historischer Beleg mit Hebung des Stammvokals (Wirr in Allendorf an der Lumda). - Die Wehrlatte (Großen-Linden) zeigt den Pegelstand der Lückenbach an (Schulte). - Den FlN Wehrholz, vermutlich auch Wehrscheid liegt hingegen mhd. wer, were st. F. ‚Gewährung‘ zu Grunde, nhd. in der konkreten Bedeutung ‚Anteil an der Mark (Ackerland, Wald, Wiese), der dem Vollbauern gewährleistet war‘. Wehre meint daher ursprünglich das Nutzungsrecht eines Bauern an der Allmende.
Südhessisches Flurnamenbuch
Schleif
Die unterschiedlichen Stammvokale in der Substantivbildung zeigen, dass den Belegen zwei Varianten von schleifen zu Grunde liegen: Neben ahd. slîfan, mhd. slîfen st. V. intrans. ‚gleiten, ausglitschen, gleitend sinken‘ gibt es ein intensivierendes ahd. mhd. slipfen sw. V. ‚ausgleiten, fallen‘ einerseits und ein weiteres schwaches Verb ahd. mhd. sleifen, sleipfen ‚gleiten machen, lassen‘. Die /ɒ/-Formen, die durch Monophthongierung /ɑɪ/ /ɑː/ entstanden sind, gehen auf Letzteres zurück, die /i/-Formen auf sli(p)fen. Gekennzeichnet werden mit Schleif-Namen in der Regel künstliche Anlagen, wo etwas schleift oder geschleift werden kann. Im Wald sind Schleifen und Schleifwege Wege, auf denen das geschlagene Holz weggeschleift wird, im Acker- und Wiesenland sind es unbefestigte, oft vorübergehend angelegte Wege und Ein- und Ausfuhrstellen, auch abschüssige Stellen; zu ahd. sleifa, sleipfa sw. F. ‚Schleife, Holzrutsche‘, mhd. sleife, sleipfe sw. F. ‚durch Schleifen (des Holzes) entstandene Spur, Weg‘. - Unklar ist die Ausgangsbedeutung von Schlafhimbel (Klein-Gumpen).
Wehr
Zu (spät-)ahd. mhd. wer, were st. N. ‚Flusswehr, Mühlenwerk‘, wohl einer Entlehnung aus altsächs. werr ‚Fischwehr‘. Das ursprünglich niederdt. Wort breitet sich seit dem 13. Jh. nach Süden aus. Namengebend waren meist Stauwerke in fließendem Wasser, aber auch kleinere Wasserab- und -zuflussanlagen. Weiter wurden aus Faschinen gefertigte Vorrichtungen zum Fischfang Wehr genannt. Mit Sicherheit können nur die Simplexbelege mit neutralem Genus hierher gestellt werden. Steht Wehr- im BT, so ist oft nicht zu entscheiden, ob mhd. wer st. N. oder wer, were st. F. ‚Gewährung‘ (s. d.) gemeint ist. In Pfungstadt handelt es sich um zwei Namen, oder es hat eine Umdeutung stattgefunden. Zur Leitform mit dem Stammvokal /e/ treten in beiden Fällen Belege mit Rundung (Worr) oder Hebung (Wirr) des Stammvokals. Der Beleg aus Rosengarten bezieht sich auf ein zu Hofheim gehöriges Zollhaus am Rheindamm gegenüber Worms. Unklar ist die Herkunft der Treburer Belege mit /u/-Vokalismus.
Nachnutzung
Rechtehinweise
Hessisches Flurnamenarchiv – Prof. Dr. Hans Ramge, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Schleif-Wehr: vffm schleiff wehr (Eckartsborn)“, in: Hessische Flurnamen <https://lagis.hessen.de/de/orte/hessische-flurnamen/alle-eintraege/643447_vffm-schleiff-wehr> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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