Wetter-Kammer: in wetterskam:er
Beleg
Standard-Flurname
Wetter-Kammer
Belegort
Belegtyp
historisch
Belegzeit
1790
Quelle
Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abteilung 133, Akten Nieder- und Oberrod, Nr. 54/5.
Weitere Belege
- 1790: obig Wetterskam:er [Acker]
Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, Abteilung 133, Akten Nieder- und Oberrod, Nr. 54/5.
Deutungen
Mittelhessisches Flurnamenbuch
Kammer
Den Kammer-Namen liegen ganz unterschiedliche Benennungsmotiv zu Grunde, auch wenn sie wortgeschichtlich alle auf ahd. chamara ‚Kammer, Gemach, Zelle, Hof‘ zurückgehen, einer Entlehnung aus lat. camera ‚gewölbte Decke‘. Denn im Mhd. kamere st. sw. F. kommt die Bedeutung ‚Kammer, öffentliche Kasse, Kammergut‘ hinzu, frühnhd. auch ‚Gericht‘. (1) Alle Belege mit Kammer als BT und wohl auch alle Simplicia weisen auf die einer herrschaftlichen Kammer unterstehenden Güter hin, im Untersuchungsgebiet hauptsächlich der solmsischen Kammer. Dies trifft etwa auf den Namen Kammerloh zu, der für Forstgebiete steht, die einer Kammer unterstellt sind. Amt und Amtsverwalter, Kämmerer (s.d.), sind oft nicht zu trennen. (2) Kammer als GT bewahrt hingegen oft die Bedeutungskomponente des ‚abgeschlossenen Raumes‘, in dem etwas aufbewahrt wird (Brotkammer), etwas gefangen wird (Ratzkammer) oder die jemandem gehört (Enzenkammer). Wieweit dabei Kammer als Objekt oder metaphorisch etwa als FormN zu verstehen ist, ist nicht zu entscheiden.
Wetter
Neben den zahlreichen Namen, die sich direkt oder indirekt auf das Gewässer Wetter beziehen, gibt es einige Belege, die damit räumlich nicht in Beziehung stehen: Die Wettergasse in Gießen geht auf einen hier belegten FamN Wetter zurück. - Der Wetterau in Odenhausen (Rabenau) liegt vielleicht ein weiterer GewN Wetter (s. Wetter_1) zugrunde, wobei das namengebende Gewässer unbekannt ist.
Südhessisches Flurnamenbuch
Kammer
Zu ahd. chamara ‚Kammer, Gemach, Zelle, Hof‘, mhd. kamer(e) st. sw. F. in der Bedeutung ‚Kammer, öffentliche Kasse, Kammergut‘, fnhd. auch ‚Gericht‘, einer Entlehnung aus lat. camera ‚gewölbte Decke‘. Der FlN deutet auf die einer herrschaftlichen Kammer unterstehenden Güter hin. Dies trifft insbesondere auf den Namen Kammerforst zu, der für Forstgebiete steht, die einer fürstlichen oder anderen Kammer unterstellt sind. Das Diminutiv Kämmerchen in Hainst und Lengfeld ist vermutlich hier anzuschließen. Amt und Amtsverwalter, Kämmerer (s. d.), sind oft nicht zu trennen. Auffällig sind die gelegentlich auftretenden Simplizia mit Umlaut des Stammvokals. Vielleicht liegt hier Einfluss von Kämmerer vor. In Einzelfällen kann Kammer allerdings auch auf Fluren verweisen, die wegen ihrer Lage besonders geschützt waren. Das gleiche Motiv konnte auch für Orte namengebend gewesen sein, wohin das Wild bei Treibjagden in die Enge getrieben wurde. -ling in Kämmerling kann auf *-land zurückgehen. Kämmerfeld in Leeheim bezieht sich auf den dortigen Kammerhof.
Wetter
Wohl meist zu ahd. wetar, mhd. wetter st. N. ‚Wetter, Luft; Gewitter, Witterung‘. Namengebend waren wohl sog. Wetterlöcher, aus deren Richtung die Schlechtwetterfronten heranziehen. Daneben stehen aber auch die Namen In der Wettroff (Berkach) und In der Wetterau (Gundernhausen), die wie der hess. GewN Wetter einer älteren Namenschicht angehören (zu vorgerm. *wet ‚Wasser‘). Wettroff bezieht sich auf eine heute gewässerfreie Ackerflur, ist aber dennoch offensichtlich eine auf einen GewN hindeutende -aff-Bildung (s. d.). In Gundernhausen haftet der Name an einer Au östlich des Ortes, die vom Erbsenbach (s. d.) durchzogen wurde. Es gibt keine Hinweise darauf, dass der FlN Umbenennung für einen ursprünglichen *Wetter-GewN ist. Unklar ist auch, ob für diesen FlN dieselbe Herkunft anzusetzen ist wie für den Namen der Landschaft Wetterau
Nachnutzung
Rechtehinweise
Hessisches Flurnamenarchiv – Prof. Dr. Hans Ramge, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Wetter-Kammer: in wetterskam:er (Nieder-Oberrod)“, in: Hessische Flurnamen <https://lagis.hessen.de/de/orte/hessische-flurnamen/alle-eintraege/489584_in-wetterskam-er> (aufgerufen am 27.11.2025)
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