Jude-Driesch: JUDENDRIESCH [jiddendriesch]
Deutungen
Mittelhessisches Flurnamenbuch
Driesch
Driesch ‚erschöpfter Acker, der brach liegen bleibt; Weide‘, mhd. driesch st. M.N. ‚unangebautes Land, ungepflügter Acker‘ ist in OrtsN bereits seit dem 8. Jahrhundert bezeugt. Das ursprünglich niederdt. Wort zählt vermutlich mit den Adjektiven mittelniederländ. und alem. driesch ‚brach‘ zu einer sk-Erweiterung von germ. *preuta- ‚ermüden, erschöpfen‘. Der in Hessen nördlich des Mains sehr häufig belegte FlN gehört in einen nördlichen Sprachzusammenhang. Da aus mhd. /ie/ im Untersuchungsgebiet steigender Diphthong /ei/ wird, finden sich häufiger Formen mit /ei/ (oder gerundet /oi/), die mit Dreis (s.d.) zusammenfallen können. Bei älteren Belegen ist deshalb eine klare Scheidung nur möglich, solange die Diphthongierung noch nicht eingetreten war. - Driesch hat in Cleeberg die Sonderbedeutung ‚einschürige Wiesen und Schafweiden‘ (Jäger).
Jude
Zu ahd. judeo, mhd. jude, jüde sw. M. ‚Jude‘. Der Name erscheint mit einer ungewöhnlichen Vielfalt im GT. Es lassen sich dabei Namentypen unterscheiden, die auf Begräbnisplätze hinweisen, Namen, die auf die spezifische Benutzung von Wegen (auch Judenluft in Grünberg: zu laufen?) Bezug nehmen und Namen, die auf die Präsenz von Juden in der ländlichen Siedlungsgemeinschaft hindeuten. Die Belege für Judengasse dokumentieren die vor allem in Städten, teilweise aber auch in Dörfern aufgezwungene Ansiedlung in Gettos. Manchmal markiert der Name das Fremde, so der Judenköppel in Mainzlar, der sich auf ein vorgeschichtliches Grab bezieht (Ortsliste). Unbekannt ist das namengebende Motiv für die Judeneiche. - Selten ist der FamN Jude namengebend, der auch historisch im Raum bezeugt ist; sicher nur im FamN Hans Jude.
Südhessisches Flurnamenbuch
Driesch
Driesch ‚erschöpfter Acker, der brach liegen bleibt; Weide‘, mhd. driesch st. M. N. ‚unangebautes Land, ungepflügter Acker‘ ist in ON bereits seit dem 8. Jh. bezeugt. Das ursprünglich niederdt. Wort zählt vermutlich mit den Adjektiven mittelniederländ. und alem. driesch ‚brach‘ zu einer sk-Erweiterung von germ. *þreuta- ‚ermüden, erschöpfen‘. Der in Hessen nördlich des Mains sehr häufig belegte FlN gehört in einen nördlichen Sprachzusammenhang und ist daher in Südhessen verhältnismäßig selten. An Varianten begegnen - falls die Belege sicher hierher gehören - Drays (zur Variante mhd. treis), Dreit-sand (aus *Traitz-sand
Jude
Zu ahd. judeo, mhd. jude, jüde sw. M. ‚Jude‘. In den südhess. FlN ist der Name seit Beginn des 15. Jh.s bezeugt und erscheint mit einer ungewöhnlichen Vielfalt von verschiedenartigen GT. Es lassen sich dabei Namentypen unterscheiden, die wie Judenkirchhof, Judenfriedhof, Judenbegräbnis und vielleicht Judensand (Schönberg) auf Begräbnisplätze weisen, Namen, die wie Judenweg, Judenpfad auf die spezifische Benutzung dieser Wege Bezug nehmen und Namen wie Judenacker, Judenwiese oder Judengarten, die auf die Präsenz von Juden in der ländlichen Siedlungsgemeinschaft hindeuten. Die Belege für Judengasse in Beerfelden, Dieburg, Götzenhain, Groß-Umstadt und Klein-Umstadt dokumentieren die vor allem in Städten, teilweise aber auch in Dörfern aufgezwungene Ansiedlung in Gettos. Neben dieser vergleichsweise häufigen Namenkombination stehen einzelne Belege wie Judeneck, -buckel oder -spitze, die sich wohl auf Flurstücke beziehen, die in Besitz von Juden waren. Gesondert zu deuten sind die Belege des Typs Judenbusch, -hecke, denen vermutlich die Pflanzenbezeichnung Judendorn (für die Hunds- oder Heckenrose, Rosa canina) zu Grunde liegt. Das Judenkreuz in Unter-Hambach war vermutlich ein Sühnekreuz
Hessischer Flurnamenatlas
Driesch
Karte 32
Jude
Karte 20
Nachnutzung
Rechtehinweise
Hessisches Flurnamenarchiv – Prof. Dr. Hans Ramge, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Jude-Driesch: JUDENDRIESCH (Wickersrode)“, in: Hessische Flurnamen <https://lagis.hessen.de/de/orte/hessische-flurnamen/alle-eintraege/446009_judendriesch> (aufgerufen am 27.11.2025)
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