Stiegel-Grund: bey dem stiegelgrund

Historischer Beleg aus Hollstein  

Beleg

Standard-Flurname

Stiegel-Grund

Belegort

Belegtyp

historisch

Quelle

Staatsarchiv Marburg, Lager-, Stück- und Steuerb., 1777

Weitere Belege

Deutungen

Mittelhessisches Flurnamenbuch

Grund

Zu ahd. grunt ‚Grund, Wurzel‘, mhd. grunt st. M. ‚unterste Fläche, Abgrund, Tal, Grundstück, Grundeigentum‘ bzw. der Pluralform mhd. gründe. In den FlN sind meist Bodenvertiefungen bzw. Talsohlen namengebend.

Stiegel

In den FlN haben sich zwei Wörter vermengt: ahd. stiagil, stiagal M. ‚Stufe, Sprosse‘, mhd. stiegel st. M. ‚Stufe‘ und ahd. stigilla, mhd. stigele, stigel sw. st. F. ‚Vorrichtung zum Übersteigen eines Zauns, einer Hecke‘. In FlN dürfte die aus Stufen bestehende Übersteigvorrichtung Benennungsmotiv gewesen sein, wobei manchmal das Motiv der Stufe, manchmal das des Überstiegs namengebend war. Das erklärt auch das Nebeneinander von mask. und fem. Formen und von kurz- und langvokalischen Formen. Die Kontraktion zu Stiel ist häufig.

Südhessisches Flurnamenbuch

Grund

Zu ahd. grunt ‚Grund, Wurzel‘, mhd. grunt st. M. ‚unterste Fläche, Abgrund, Tal, Grundstück, Grundeigentum‘ bzw. der Pluralform mhd. gründe. Dazu treten ziemlich häufig Diminutive mit den Suffixen -chen und -lein. In den FlN sind meist Bodenvertiefungen bzw. Talsohlen namengebend. Auch bei Gewässern liegt die Bedeutung ‚tief‘ zu Grunde.

Stiegel

In dem FlN haben sich zwei Wörter vermengt: ahd. stiagil, stiagal M. ‚Stufe, Sprosse‘, mhd. stiegel st. M. ‚Stufe‘ und ahd. stigilla, mhd. stigele, stigel sw. st. F. ‚Vorrichtung zum Übersteigen eines Zauns, einer Hecke‘. Im rezenten Sprachgebrauch Südhessens bezeichnet der Ausdruck darüber hinaus eine ‚enge Gasse zwischen zwei Häusern‘. In FlN dürfte aber immer die aus Stufen bestehende Übersteigvorrichtung Benennungsmotiv gewesen sein, wobei manchmal das Motiv der Stufe, manchmal das des Überstiegs namengebend war. Das erklärt auch das Nebeneinander von mask. und fem. Formen, von kurz- und langvokalischen Formen, von Reibelaut (durch mundartliche Palatalisierung) und Verschlusslaut (durch Verschärfung bei Kurzvokal). Im letzteren Fall fällt Stiegel mit mundartlich Stickel ‚kurzer Holzpfahl‘ und den Steckel-Namen (s. d.) zusammen. Die andernorts nicht seltene Kontraktion zu Stiel ist in Südhessen nur unsicher bezeugt.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Hessisches Flurnamenarchiv – Prof. Dr. Hans Ramge, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Stiegel-Grund: bey dem stiegelgrund (Hollstein)“, in: Hessische Flurnamen <https://lagis.hessen.de/de/orte/hessische-flurnamen/alle-eintraege/425895_bey-dem-stiegelgrund> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/fln/425895