Tot-Stein: DER TODTSTEIN

Rezenter Beleg aus Abterode  
Gemeinde
Meißner
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.

Beleg

Standard-Flurname

Tot-Stein

Belegort

Belegtyp

rezent

Deutungen

Mittelhessisches Flurnamenbuch

Stein

Die Namen verweisen - in sehr unterschiedlicher Weise - allgemein auf das Material Stein, ahd. mhd. stein st. M. In historischen Belegen zeigt sich öfter Monophthongierung zu /e:/. (1) Die Namen beziehen sich großenteils auf natürliche Steinvorkommen, sei es die steinige Bodenbeschaffenheit, seien es auffällige Steinvorkommen. Genutzt und abgebaut werden Steine für Bauzwecke in Steinbrüchen, die meist Steingrube oder Steinkaute genannt werden. Größere natürliche Steinansammlungen, besonders an Hängen, heißen Steinrück(en), Steinritz, Steinrutsche. Steinige Hügel heißen Steinbühl, ein FlN, der oft sehr verschliffen als Steimel u. ä. erscheint. Auf die Probleme, die mit der agrarkulturellen Nutzung steinigen Bodens verbunden sind, weisen z. B. Namen wie Steinacker und Steinfeld hin. (2) Die zweite große Gruppe der Stein-FlN bezieht sich auf meist einzelne Steine, die als natürliche Erscheinung markant hervortretend oder durch menschliche Tätigkeit aufgestellt und bearbeitet bestimmte Aspekte der bäuerlichen Kultur repräsentieren. Das sind vor allem solche der kommunikativen Orientierung und der Begrenzungen (z. B. die Marksteine), soweit sie nicht als historische Relikte zu verstehen sind wie das Steinmal, die Steinkammer, der heilige Stein oder die langen Steine. (3) Schließlich gibt es die Gruppe der kulturellen Objekte aus Stein wie die Steinstraßen und Steinbrücken u. ä. An Steinfurten wurde das Durchqueren des Gewässers durch Steine ermöglicht.

Tot

Die meisten Namen gehören zu ahd. mhd. tôt ‚gestorben‘. Sie verweisen auf Flurstücke an Friedhöfen, auf Wege, auf denen Tote zum Begräbnis getragen wurden usw. Mitunter erinnern sie an ein bestimmtes Ereignis, etwa die Entdeckung eines Toten (Toter Mann, Totmal). Totenhof ist ‚Friedhof, Begräbnisplatz‘. Der Name fand nur Anwendung, wenn der Friedhof nicht bei der Kirche lag (sonst Kirchhof, s.d.). Der Ausdruck ist erst nördlich von Gießen üblich. Manchmal meint tot aber auch nur ‚unergiebig, unfruchtbar‘ in Bezug auf Landstücke oder Gewässer. - In Einzelfällen kann auch der PN Dodo, Toto (s. Todenhausen) zu Grunde liegen.

Südhessisches Flurnamenbuch

Tot

Zu ahd. mhd. tôt ‚tot, gestorben‘. Die meisten Belege verweisen auf Friedhöfe sowie Flurstücke und Wege in deren Umgebung. Auf den Totengassen wurden die Leichen vom Ort zum Friedhof getragen. Totenberge sind meist Hügel, auf denen Friedhöfe angelegt waren. Daneben knüpft der FlN Toter Mann an Ereignisse an wie die Auffindung eines Toten oder einen Totschlag. Er kann sich aber auch auf sog. tote Männer beziehen, die zur Bannung „lebender Leichname“ aus Stein- oder Reisighaufen entstanden waren1. Grundsätzlich doppeldeutig sind darüber hinaus Belege mit einem GT wie -berg oder -falltor, bei denen tot auch in der Bedeutung ‚unfruchtbar, unergiebig, ohne Funktion‘ zu Grunde liegen kann. In Verbindung mit Gewässern, Brunnen usw. ist wohl meist mit dieser zweiten Bedeutung zu rechnen, vielfach werden so auch besonders sumpfige Stellen benannt. Der Beleg aus Mörlenbach deutet möglicherweise auf eine verlorene Darstellung der Grablegung Christi2, er wäre dann an das Substantiv Tod anzuschließen. Die Lorscher Totennägel beziehen sich auf Nutzungsstücke für die ältesten Einwohner3.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Hessisches Flurnamenarchiv – Prof. Dr. Hans Ramge, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Tot-Stein: DER TODTSTEIN (Abterode)“, in: Hessische Flurnamen <https://lagis.hessen.de/de/orte/hessische-flurnamen/alle-eintraege/411729_der-todtstein> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

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