Hund-Acker: am hundsacker

Historischer Beleg aus Reilos  
Gemeinde
Ludwigsau
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.

Beleg

Standard-Flurname

Hund-Acker

Belegort

Belegtyp

historisch

Quelle

Staatsarchiv Marburg, Kataster, 1749

Weitere Belege

Deutungen

Mittelhessisches Flurnamenbuch

Acker

Zu ahd. ackar, mhd. acker st. M. ‚Acker, Feld‘. In FlN ist Acker im Untersuchungsraum über zweitausendmal belegt. Die sehr allgemeine Bedeutung (‚bebautes Land‘) erklärt die weite Verbreitung und das überwiegende Vorkommen als GT von Namenkomposita. Bei diesen sind hinsichtlich des namengebenden Motivs verschiedene Typen zu unterscheiden: die Benennung erfolgte nach dem Namen, Amt oder rechtlichen Status des Grundbesitzers (z.B. Herrenacker), nach der Beschaffenheit und Nutzung des Bodens (z.B. Steinacker), nach der Größe und Form des Geländes (z.B. Langacker), nach der relativen Lage zu bestimmten topographischen Punkten (z.B. Mühlacker) usw. In den frühen Belegen ist die Grenze zwischen Appellativ und Name manchmal noch fließend. Selten taucht Acker als BT oder Simplex auf.

Hund

Den zahlreichen Namen liegt kein einheitliches namengebendes Motiv zu Grunde. (1) Die meisten gehören zu ahd. mhd. hunt st. M. ‚Hund‘. Einige FlN beziehen sich unmittelbar auf das Tier, andere nur in übertragenem Sinn: der häufige FlN Hundsrück verweist in der Regel auf einen langgestreckten, in der Mitte etwas eingesunkenen Höhenzug, dessen Form an einen Hunderücken erinnert. Daneben dient der BT Hund- in FlN oft zur Benennung von etwas Geringwertigem: so kann minderwertiges Ackerland etwa den abschätzigen Namen Hundsäcker erhalten. Hundsschiss ist der derbe und früh belegte Name für eine kleine Bodenerhebung. (2) Nicht wenige FlN dürften außerdem auf den FamN Hund zurückführen; so gab es in Gießen ein Rittergeschlecht dieses Namens (Wilhelmi). (3) Eine Reihe anderer Vorkommen schließlich bezieht sich auf ahd. hunno, hunteri, mhd. hunde, hunne sw. M. ‚Zentrichter, später auch Gerichtsbüttel‘. Hierher gehören eine Reihe von Hundgassen, die sich auf den Weg des Zentrichters zum Gerichtsort beziehen.

Südhessisches Flurnamenbuch

Acker

Zu ahd. ackar, mhd. acker st. M. ‚Acker, Feld‘. In FlN ist Acker in Südhessen über sechstausendmal belegt. Die sehr allgemeine Bedeutung (‚bebautes Land‘) erklärt die weite Verbreitung und das überwiegende Vorkommen als GT von Namenkomposita. Bei diesen sind hinsichtlich des namengebenden Motivs verschiedene Typen zu unterscheiden: die Benennung erfolgte nach dem Namen, Amt oder rechtlichen Status des Grundbesitzers (Wigantsacker, Schultheisenacker, Herrenacker), nach der Beschaffenheit und Nutzung des Bodens (Steinacker, Rübenacker), nach der Größe und Form des Geländes (Langacker, Krummacker), nach der relativen Lage zu bestimmten topographischen Punkten (Ackher beym drey dorn) usw. Die ältesten historischen Belege reichen bis ins 12. Jh. zurück (ad Langenacker, ad Obernacker CodLaur, Nr. 38 14), doch ist die Grenze zwischen Appellativ und Name in manchen frühen Belegen noch fließend (Raunheim 14. Jh. an der Herren Ackir). Relativ selten taucht Acker als BT, noch seltener als Simplex oder Diminutiv auf. Crumstadt weist die Kombination Acker + Furche auf; der GT in Groß-Bieberau/Ueberau (zusammengehörig) geht auf zersprochenes Rain (s. d.) zurück, da Au immer fem. ist.

Hund

Den zahlreichen Namen liegt kein einheitliches namengebendes Motiv zu Grunde. Die meisten gehören zu ahd. mhd. hunt st. M. ‚Hund‘. Einige FlN beziehen sich unmittelbar auf das Tier andere nur in übertragenem Sinn: der häufige FlN Hundsrück verweist in der Regel auf einen lang gestreckten, in der Mitte etwas eingesunkenen Höhenzug, dessen Form an einen Hunderücken erinnert; ebenso dürften die Namen Hundsbauch (Königstädten) und Hundskopf (Sonderbach) als FormN aufzufassen sein. Daneben dient der BT Hund- in FlN oft zur Benennung von etwas Geringwertigem: so kann minderwertiges Ackerland etwa den abschätzigen Namen Hundsäcker erhalten. Hundsbaum nennt man entsprechend einen Baum oder Strauch mit ungenießbaren Beeren1, Hundsschiß ist der derbe und früh belegte Name für eine kleine Bodenerhebung. Ein Hundskirchhof (Büttelborn) ist ein „Begräbnisplatz für solche, die nicht in der geweihten Erde des regulären Friedhofs begraben werden konnten“2. Nicht wenige FlN dürften außerdem auf den FamN Hund zurückführen, eine Reihe anderer schließlich auch auf ahd. hunno, hunteri, mhd. hunde, hunne sw. M. ‚Hauptmann; Zentrichter, Gerichtsbüttel‘, vor allem die Namen mit GT -weg, -straße, -gasse u. ä. Nicht sicher zu deuten sind Namen wie Hundsmeisel in Gadernheim (am Ortsrand an der Weinstraße) oder Hundsfreude in Offenthal.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Hessisches Flurnamenarchiv – Prof. Dr. Hans Ramge, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Hund-Acker: am hundsacker (Reilos)“, in: Hessische Flurnamen <https://lagis.hessen.de/de/orte/hessische-flurnamen/alle-eintraege/219258_am-hundsacker> (aufgerufen am 26.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

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