Stiegel-Acker: der stieggel acker
Beleg
Standard-Flurname
Stiegel-Acker
Belegort
Belegtyp
historisch
Quelle
Staatsarchiv Marburg Bestand Kat. I Nr. Gersdorf B 3 · Stückbeschreibung Arcinsys
Weitere Belege
Deutungen
Mittelhessisches Flurnamenbuch
Acker
Zu ahd. ackar, mhd. acker st. M. ‚Acker, Feld‘. In FlN ist Acker im Untersuchungsraum über zweitausendmal belegt. Die sehr allgemeine Bedeutung (‚bebautes Land‘) erklärt die weite Verbreitung und das überwiegende Vorkommen als GT von Namenkomposita. Bei diesen sind hinsichtlich des namengebenden Motivs verschiedene Typen zu unterscheiden: die Benennung erfolgte nach dem Namen, Amt oder rechtlichen Status des Grundbesitzers (z.B. Herrenacker), nach der Beschaffenheit und Nutzung des Bodens (z.B. Steinacker), nach der Größe und Form des Geländes (z.B. Langacker), nach der relativen Lage zu bestimmten topographischen Punkten (z.B. Mühlacker) usw. In den frühen Belegen ist die Grenze zwischen Appellativ und Name manchmal noch fließend. Selten taucht Acker als BT oder Simplex auf.
Stiegel
In den FlN haben sich zwei Wörter vermengt: ahd. stiagil, stiagal M. ‚Stufe, Sprosse‘, mhd. stiegel st. M. ‚Stufe‘ und ahd. stigilla, mhd. stigele, stigel sw. st. F. ‚Vorrichtung zum Übersteigen eines Zauns, einer Hecke‘. In FlN dürfte die aus Stufen bestehende Übersteigvorrichtung Benennungsmotiv gewesen sein, wobei manchmal das Motiv der Stufe, manchmal das des Überstiegs namengebend war. Das erklärt auch das Nebeneinander von mask. und fem. Formen und von kurz- und langvokalischen Formen. Die Kontraktion zu Stiel ist häufig.
Südhessisches Flurnamenbuch
Acker
Zu ahd. ackar, mhd. acker st. M. ‚Acker, Feld‘. In FlN ist Acker in Südhessen über sechstausendmal belegt. Die sehr allgemeine Bedeutung (‚bebautes Land‘) erklärt die weite Verbreitung und das überwiegende Vorkommen als GT von Namenkomposita. Bei diesen sind hinsichtlich des namengebenden Motivs verschiedene Typen zu unterscheiden: die Benennung erfolgte nach dem Namen, Amt oder rechtlichen Status des Grundbesitzers (Wigantsacker, Schultheisenacker, Herrenacker), nach der Beschaffenheit und Nutzung des Bodens (Steinacker, Rübenacker), nach der Größe und Form des Geländes (Langacker, Krummacker), nach der relativen Lage zu bestimmten topographischen Punkten (Ackher beym drey dorn) usw. Die ältesten historischen Belege reichen bis ins 12. Jh. zurück (ad Langenacker, ad Obernacker CodLaur, Nr. 38 14), doch ist die Grenze zwischen Appellativ und Name in manchen frühen Belegen noch fließend (Raunheim 14. Jh. an der Herren Ackir). Relativ selten taucht Acker als BT, noch seltener als Simplex oder Diminutiv auf. Crumstadt weist die Kombination Acker + Furche auf; der GT in Groß-Bieberau/Ueberau (zusammengehörig) geht auf zersprochenes Rain (s. d.) zurück, da Au immer fem. ist.
Stiegel
In dem FlN haben sich zwei Wörter vermengt: ahd. stiagil, stiagal M. ‚Stufe, Sprosse‘, mhd. stiegel st. M. ‚Stufe‘ und ahd. stigilla, mhd. stigele, stigel sw. st. F. ‚Vorrichtung zum Übersteigen eines Zauns, einer Hecke‘. Im rezenten Sprachgebrauch Südhessens bezeichnet der Ausdruck darüber hinaus eine ‚enge Gasse zwischen zwei Häusern‘. In FlN dürfte aber immer die aus Stufen bestehende Übersteigvorrichtung Benennungsmotiv gewesen sein, wobei manchmal das Motiv der Stufe, manchmal das des Überstiegs namengebend war. Das erklärt auch das Nebeneinander von mask. und fem. Formen, von kurz- und langvokalischen Formen, von Reibelaut (durch mundartliche Palatalisierung) und Verschlusslaut (durch Verschärfung bei Kurzvokal). Im letzteren Fall fällt Stiegel mit mundartlich Stickel ‚kurzer Holzpfahl‘ und den Steckel-Namen (s. d.) zusammen. Die andernorts nicht seltene Kontraktion zu Stiel ist in Südhessen nur unsicher bezeugt.
Nachnutzung
Rechtehinweise
Hessisches Flurnamenarchiv – Prof. Dr. Hans Ramge, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Stiegel-Acker: der stieggel acker (Gersdorf)“, in: Hessische Flurnamen <https://lagis.hessen.de/de/orte/hessische-flurnamen/alle-eintraege/207292_der-stieggel-acker> (aufgerufen am 25.11.2025)
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