Stein-Leiche: STEINLEICHE [die steenlechen]
Deutungen
Mittelhessisches Flurnamenbuch
Leiche
Zu ahd. lîh, lîch ‚Fleisch, Leib, Körper, Leichnam‘, mhd. lîch st. F. ‚Leib, Körper, Leiche, Leichenbegängnis‘. Die FlN verweisen auf Friedhöfe und vor allem auf die zum Friedhof führenden Wege: Der Leichenweg (mhd. lîchwec st. M.) war meist ausschließlich für die Überführung von Verstorbenen bestimmt und durfte zu anderen Zwecken nicht benutzt werden. Mitunter tritt die mundartlich verbreitete Nebenform Leicht (sowohl für ‚Leiche‘ als auch für ‚Begräbnis‘) auf, die gelegentlich auch zu Leucht (s.d.) gerundet erscheint.
Stein
Die Namen verweisen - in sehr unterschiedlicher Weise - allgemein auf das Material Stein, ahd. mhd. stein st. M. In historischen Belegen zeigt sich öfter Monophthongierung zu /e:/. (1) Die Namen beziehen sich großenteils auf natürliche Steinvorkommen, sei es die steinige Bodenbeschaffenheit, seien es auffällige Steinvorkommen. Genutzt und abgebaut werden Steine für Bauzwecke in Steinbrüchen, die meist Steingrube oder Steinkaute genannt werden. Größere natürliche Steinansammlungen, besonders an Hängen, heißen Steinrück(en), Steinritz, Steinrutsche. Steinige Hügel heißen Steinbühl, ein FlN, der oft sehr verschliffen als Steimel u. ä. erscheint. Auf die Probleme, die mit der agrarkulturellen Nutzung steinigen Bodens verbunden sind, weisen z. B. Namen wie Steinacker und Steinfeld hin. (2) Die zweite große Gruppe der Stein-FlN bezieht sich auf meist einzelne Steine, die als natürliche Erscheinung markant hervortretend oder durch menschliche Tätigkeit aufgestellt und bearbeitet bestimmte Aspekte der bäuerlichen Kultur repräsentieren. Das sind vor allem solche der kommunikativen Orientierung und der Begrenzungen (z. B. die Marksteine), soweit sie nicht als historische Relikte zu verstehen sind wie das Steinmal, die Steinkammer, der heilige Stein oder die langen Steine. (3) Schließlich gibt es die Gruppe der kulturellen Objekte aus Stein wie die Steinstraßen und Steinbrücken u. ä. An Steinfurten wurde das Durchqueren des Gewässers durch Steine ermöglicht.
Südhessisches Flurnamenbuch
Leiche
Zu ahd. lîh, lîch ‚Fleisch, Leib, Körper, Leichnam‘, mhd. lîch st. F. ‚Leib, Körper, Leiche, Leichenbegängnis‘. Die FlN verweisen auf Friedhöfe (die oft erhöht liegen: vgl. Bickenbach und Falken-Gesäß) und vor allem auf die zum Friedhof führenden Wege: Der Leichenweg (mhd. lîchwec st. M.) war meist ausschließlich für die Überführung von Verstorbenen bestimmt und durfte zu anderen Zwecken nicht befahren werden
Nachnutzung
Rechtehinweise
Hessisches Flurnamenarchiv – Prof. Dr. Hans Ramge, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Stein-Leiche: STEINLEICHE (Braunhausen)“, in: Hessische Flurnamen <https://lagis.hessen.de/de/orte/hessische-flurnamen/alle-eintraege/204622_steinleiche> (aufgerufen am 25.11.2025)
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