Spieß-Rain: SPIESSRAIN ['ʃbɪs,rɑː]
Deutungen
Mittelhessisches Flurnamenbuch
Rain
Zu ahd. rein ‚Schutzwehr; Rain, Ackergrenze‘, mhd. rein st. M. ‚begrenzende Bodenerhöhung, Rain‘, nhd. Rain ‚Grenzstreifen zwischen zwei Äckern oder Fluren, Bodenerhöhung als Grenze, Abhang‘. - Vereinzelt kann auch ein PN namengebend sein, so bei der Reynewiesen 1489 in Oppenrod, wo gleichzeitig eine Reyne Elsen als Eigentümerin genannt wird (Eckhardt).
Spieß
Im FlN Spieß haben sich zwei verschiedene Wörter vermengt: ahd. spioz, mhd. spiez st. M. ‚Jagdspieß‘ und ahd. spiz N., mhd. spiz st. M. ‚Bratspieß‘. Im Untersuchungsraum liegt offenbar die Form spiz zu Grunde, da es keine Zeichen für Belege mit steigendem Diphthong /ie/ > /i:/ > /ei/ gibt, wie es bei der Ausgangsform spiez zu erwarten wäre. Die Grundstücke sind nach ihrer spießartigen Form benannt. Insbesondere in der Zusammensetzung mit -garten ist auch ein Bezug zum in der Region historisch belegten FamN Spieß möglich.
Südhessisches Flurnamenbuch
Rain
Zu ahd. rein ‚Schutzwehr; Rain, Ackergrenze‘, mhd. rein st. M. ‚begrenzende Bodenerhöhung, Rain‘, nhd. Rain ‚Grenzstreifen zwischen zwei Äckern oder Fluren, Bodenerhöhung als Grenze, Abhang‘. Im Südhess. ist die Bedeutung ‚mit Gras bewachsener Abhang; steiler Abhang an der Längsseite von terrassenförmig am Hang liegenden Äckern‘ vorherrschend; mit ungefähr gleicher Bedeutung wird (in FlN seltener) das Wort Rech verwendet. Ein Wechsel von Rain und Rech in FlN kommt in Südhessen jedoch nur in Ausnahmefällen vor. Formen mit einfachem Stammvokal sind in der Mundart häufig, in schriftlichen Belegen selten (etwa in Götzenhain, Viernheim). Im Westen sind Vermischungen mit dem GewN Rhein möglich. In Babenhausen hat eine Umdeutung stattgefunden
Spieß
Im FlN Spieß haben sich zwei verschiedene Wörter vermengt: ahd. spioʒ, mhd. spieʒ st. M. ‚Jagdspieß‘ und ahd. spiz N., mhd. spiʒ st. M. ‚Bratspieß‘. In manchen Fällen hat sich lautlich ein Unterschied erhalten: Kurzvokalische und gesenkte Formen gehen auf die mhd. Form spiʒ zurück, die wenigen diphthongierten Belege (vgl. Speiser) mit Sicherheit auf mhd. spieʒ. Die Grundstücke sind nach ihrer spießartigen Form benannt. Der Erstbeleg in Hofheim lässt allerdings auch die Annahme zu, dass mhd. spîse st. F. ‚Speise, Kost‘ in der Bedeutung ‚Vorrat‘ oder bezogen auf den Unterhalt eines Klosters zu Grunde liegt.
Hessischer Flurnamenatlas
Rain
Karte 83
Spieß
Karte 65
Nachnutzung
Rechtehinweise
Hessisches Flurnamenarchiv – Prof. Dr. Hans Ramge, CC BY-SA 4.0
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Spieß-Rain: SPIESSRAIN (Steinfurt)“, in: Hessische Flurnamen <https://lagis.hessen.de/de/orte/hessische-flurnamen/alle-eintraege/162825_spiessrain> (aufgerufen am 27.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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