Röll-Acker: der Ruell Acker

Historischer Beleg aus Ober-Ofleiden  
Gemeinde
Homberg (Ohm)
Landkreis
Vogelsbergkreis
Topografische Karten
KDR 100, TK25 1900 ff.

Beleg

Standard-Flurname

Röll-Acker

Belegort

Belegtyp

historisch

Belegzeit

1587

Quelle

Staatsarchiv Darmstadt, C 2, Nr. 258/2.

Deutungen

Mittelhessisches Flurnamenbuch

Acker

Zu ahd. ackar, mhd. acker st. M. ‚Acker, Feld‘. In FlN ist Acker im Untersuchungsraum über zweitausendmal belegt. Die sehr allgemeine Bedeutung (‚bebautes Land‘) erklärt die weite Verbreitung und das überwiegende Vorkommen als GT von Namenkomposita. Bei diesen sind hinsichtlich des namengebenden Motivs verschiedene Typen zu unterscheiden: die Benennung erfolgte nach dem Namen, Amt oder rechtlichen Status des Grundbesitzers (z.B. Herrenacker), nach der Beschaffenheit und Nutzung des Bodens (z.B. Steinacker), nach der Größe und Form des Geländes (z.B. Langacker), nach der relativen Lage zu bestimmten topographischen Punkten (z.B. Mühlacker) usw. In den frühen Belegen ist die Grenze zwischen Appellativ und Name manchmal noch fließend. Selten taucht Acker als BT oder Simplex auf.

Röll

Die Namen gehen auf *rödel zurück, eine /-el/-Ableitung zu Rod (s.d.) und wurden teilweise zu /röll, rill/ kontrahiert.

Südhessisches Flurnamenbuch

Acker

Zu ahd. ackar, mhd. acker st. M. ‚Acker, Feld‘. In FlN ist Acker in Südhessen über sechstausendmal belegt. Die sehr allgemeine Bedeutung (‚bebautes Land‘) erklärt die weite Verbreitung und das überwiegende Vorkommen als GT von Namenkomposita. Bei diesen sind hinsichtlich des namengebenden Motivs verschiedene Typen zu unterscheiden: die Benennung erfolgte nach dem Namen, Amt oder rechtlichen Status des Grundbesitzers (Wigantsacker, Schultheisenacker, Herrenacker), nach der Beschaffenheit und Nutzung des Bodens (Steinacker, Rübenacker), nach der Größe und Form des Geländes (Langacker, Krummacker), nach der relativen Lage zu bestimmten topographischen Punkten (Ackher beym drey dorn) usw. Die ältesten historischen Belege reichen bis ins 12. Jh. zurück (ad Langenacker, ad Obernacker CodLaur, Nr. 38 14), doch ist die Grenze zwischen Appellativ und Name in manchen frühen Belegen noch fließend (Raunheim 14. Jh. an der Herren Ackir). Relativ selten taucht Acker als BT, noch seltener als Simplex oder Diminutiv auf. Crumstadt weist die Kombination Acker + Furche auf; der GT in Groß-Bieberau/Ueberau (zusammengehörig) geht auf zersprochenes Rain (s. d.) zurück, da Au immer fem. ist.

Roll

Den Namen liegen unterschiedliche Benennungsmotive zu Grunde. Viele (vor allem die Simplizia) sind zu Roll ‚Geröll‘ zu stellen und verweisen auf steile Stellen mit Steingeröll. In den zusammengesetzten Namen dagegen kann es sich beim BT Roll- zum Teil um kontrahierte Formen von Rodel (vgl. Rod ) handeln (so vermutlich in Pfungstadt1), zum Teil wurden wohl auch Namen wie *Rodlach, *Rodländer zu Rollach, Rolländer assimiliert. Daneben treten zahlreiche Namenkomposita mit Sonderbedeutungen auf. Rollwege wurden von Rollern (Fuhrleuten) auf schweren Fuhrwerken (Rollwagen) befahren. Rollholz (Münster) ist ein anderer Name der Hain- oder Weißbuche (Carpinus betulus) (vgl. Klein-Gumpen). In der Maurersprache hat Rolle die Bedeutung ‚aus einer Reihe hochkant stehender Backsteine gefügter Mauerabschluss; Steinpflaster in einem Bachlauf‘; hierher könnten die Namen Rollgraben, Rollsbach, vielleicht auch Rollsteg zu stellen sein, wenn sie nicht wie Rollach zu rollen gehören im Sinne von: ‚der rollende Bach‘. Rullfaß (Spachbrücken) ist unklar. Rollfass steht dialektal für ein zur Herstellung von Nadeln verwendetes kleines Fass, aber auch für ein Schimpfwort für einen ausgelassenen oder unsoliden Menschen2. In einzelnen Namen ist der Stammvokal /o/ zu /ɔ/ umgelautet, zu /ɑ/ gesenkt (falls die Belege aus Wolfskehlen hierher gehören) oder zu /u/ gehoben; Rulgen (Weiskirchen) ist wahrscheinlich als Diminutiv *Rullchen aufzufassen.

Röll

Röllstein gilt südhess. für ‚Randstein‘.

Nachnutzung

Rechtehinweise

Hessisches Flurnamenarchiv – Prof. Dr. Hans Ramge, CC BY-SA 4.0

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Röll-Acker: der Ruell Acker (Ober-Ofleiden)“, in: Hessische Flurnamen <https://lagis.hessen.de/de/orte/hessische-flurnamen/alle-eintraege/151700_der-ruell-acker> (aufgerufen am 27.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/fln/151700