
Basisdaten
Burg Hollende lag auf einem nach Nordwesten vorspringenden kleinen Bergkopf 3 km nordwestlich von Warzenbach. Erstmals urkundlich erwähnte wird die Burganlage im Jahr 1073 in Zusammenhang mit der Ermordung des Burgherrn, Graf Gisos, und seiner Söhne durch Gefolgsleute Ottos von Northeim. Bei der Anlage handelte sich um eine kleine Höhenburg mit umlaufendem, an der Gefahrenseite im Südwesten stark ausgeprägten Graben und einem (Wohn-)Turmbau auf dem Burghügel. Aufgrund ihrer baulichen Gestaltung können die Anfänge von Burg Hollende vermutlich ins 10. Jahrhundert datiert werden. Wohl im Rahmen der Auseinandersetzungen zwischen dem Erzstift Mainz und Sophie von Brabant wurde die die Anlage zwischen 1247 und 1249 zerstört. Erhalten sind insbesondere Mauerreste des Wohnturms.
Historische Namensformen
- Hollenden (1073) [Lampert von Hersfeld, Ann. ad a. 1073, MG SS rer. Germ. 38, S. 172]
- Hollendin, aput (1110) [1160-1180 Annales Rodenses, MGH Scriptores 5, Scriptores in Folio 16, S. 706]
- Hollenlid, de (1144)
- Hoelynden (15. Jahrhundert) [Flurnamen]
Ortstyp
Burg
Bezeichnung der Siedlung
- castellum (1073)
Lagebezug
15 km nordwestlich von Marburg gelegen
Lage
Die Burganlage liegt 3 km nordwestlich von Warzenbach auf einem über dem Aubachtal nach Nordwesten vorspringenden kleinen Bergkopf. Nordwestlich der Burganlage befindet sich die gleichnamige Wüstung Hollende.
Geschichte
Burggeschichte
Burg Hollende war vermutlich Reichslehen und Stammsitz der Gisonen, eines an Lahn und Eder reich begüterten Grafengeschlechts. Im Jahr 1073 werden Graf Giso, ein Anhänger König Heinrichs IV., sowie Adalbert von Schauenburg und dessen vier Söhne von Gefolgsleuten Ottos von Northeim auf der Hollende erschlagen. 1110 stirbt auf der Hollende Mathilde, Witwe eines Grafen Giso, später Gattin Graf Adalberts von Saffenberg. Um 1118 wechselt Graf Giso IV. zur kaiserfeindlichen Partei des Erzbischofs von Mainz über, dem er offenbar die Burg zu Lehen aufträgt. Nach seinem Tod 1122 fällt Burg Hollende an das Mainzer Erzstift heim. 1144 nennt sich Graf Poppo von Ziegenhain als mainzischer Lehnsträger nach der Burg Hollende. Im Rahmen der Auseinandersetzungen zwischen dem Erzstift Mainz und Sophie von Brabant wurde die die Anlage vermutlich zwischen 1247 und 1249 großteils zerstört. Bis ins 14./15. Jahrhundert wurde sie jedoch zumindest teilweise weiter genutzt.
Ersterwähnung
1073
Besitzgeschichte
1114/18 trägt Graf Giso IV. dem Mainzer Erzbischof Adalbert I. von Saarbrücken Burg Hollende, die zuvor Reichsgut war, zu Lehen auf. Nach dem Tod Gisos IV. kommt es 1122 zum Heimfall der Burg an das Erzstift Mainz. Von 1144 bis 1170 erscheinen nacheinander die Grafen Poppo I. und Poppo II. von Reichenbach als mainzische Lehnsträger der Burg Hollende.
Adel
Gisonen
Abgang
Möglicherweise wurde die Burg im Rahmen der Auseinandersetzungen um das hessische Erbe zwischen Herzogin Sophie von Brabant und dem Erzbischof von Mainz in den Jahr 1247 bis 1249 zerstört.
Bau und Baugeschichte
Baugeschichte
Aufgrund ihrer Gestaltung als kleine Höhenburg mit Turm und entsprechend der Lesefunde ist der Ursprung der Anlage vermutlich ins 10. Jahrhundert zu datieren. Die abgerundete Bastion an der Nord-Ecke der Ringmauer deutet auf einen Ausbau der Burg im 11. oder 12. Jahrhundert hin.
Baubeschreibung
Die Burg Hollende ist eine kleine Höhenburg mit umlaufendem, an der Gefahrenseite im Südwesten stark ausgeprägten Graben. Von der Grabensohle steigt der Hang etwa 10 m bis zur Nutzungsfläche der Burg (ca. 500 qm) steil an. Zudem ist der Härtling, auf dem die Anlage steht, nach allen Seiten hin künstlich abgesteilt. Die Maße des Turms betragen etwa 10 m x 7,5 m mit einer Mauerstärke von 2,5 m. Umgeben wurde der Turm von einer vermutlich abgerundet rechteckigen Ringmauer (äußere Maße: 28 m x 22 m). Spuren einer zu einer älteren Bauphase gehörenden, abgerundeten Bastion sind an der Nord-Ecke der Ringmauer zu erkennen.
Erhaltungszustand
Erhalten sind hauptsächlich Mauerreste des Wohnturms. Darüber hinaus ist der südliche Abschnitt des Burggrabens noch deutlich im Gelände zu erkennen.
Grabungen und Funde
Bei Begehungen konnten geringe Lesefunde gemacht werden, die in das 10. Jahrhundert datieren.
Burgtyp
Bautyp
Höhenburg; Gipfelburg
Rechtstyp
Lehnsburg
Nachweise
Literatur
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 251-252
- Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen I, S. 870
- Gensen, Christenberg, Burgwald und Amöneburger Becken, in: Schlesinger (Hrsg.), Althessen im Frankenreich, 1975, S. 171
- Historisches Ortslexikon Marburg, S. 134-135
- Meiborg, Hollende bei Wetter. Führungsblatt (Archäologische Denkmäler in Hessen 157)
- Lange, Holinde, in: Touristische Mitteilungen 16 (1908)
- Der Burg- und Ortsname 'Hollende' / Schmeck, Alfred. - In: Hinterländer Geschichtsblätter, Bd. 75 (1996), 3, S. 51-53
- Grathoff, Mainzer Erzbischofsburgen, 2005
EBIDAT
7835
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Lageort)
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Historisches Ortslexikon
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Burg Hollende“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://lagis.hessen.de/de/orte/burgen-schloesser-herrenhaeuser/alle-eintraege/9174_burg-hollende> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/bg/9174
Indizes



