
Basisdaten
Schloss Eisenbach liegt 2 km südöstlich von Frischborn auf einem Basaltsporn über dem linken Ufer des Eisenbachs.1428 erbten die von Riedesel von den Herren von Eisenbach die Burganlage des 13. Jahrhunderts und bauten sie während des 16. und 17. Jahrhunderts in ein Schloss im Renaissancestil um. Von 1471 bis 1803 war das Schloss politisches Zentrum des 1648 reichsunmittelbar gewordenen sog. Riedeselschen Junkerlandes. Schloss Eisenbach befindet sich nach wie vor im Besitz des Familienverbands der Riedesel. Neben der eigentlichen Schlossanlage (Vor- und Kernburg) sind weite Teile der zur hochmittelalterlichen Burg gehörenden Ringmauer sowie vier Schalentürme erhalten.
Historische Namensformen
- Burg (1419) [Ziegenhainer Regesten online Nr. 575]
- Schloss (1429) [Ziegenhainer Regesten online Nr. 582]
- Schloss (1459) [Landgrafen-Regesten online Nr. 9384]
- Schloss (1471) [Landgrafen-Regesten online Nr. 9666]
Ortstyp
Burg; Schloss
Lagebezug
4 km südsüdwestlich von Lauterbach gelegen
Lage
Die Schlossanlage liegt 2 km südöstlich von Frischborn auf einem Bergsporn über dem linken Ufer des Eisenbachs, einem Zufluss der Lauter.
Geschichte
Burggeschichte
Bis zum Jahr 1265/1289 ist die Burganlage fuldisches oder ziegenhainisches Lehen der älteren Linie zu Eisenbach, die mit Dietrich von Eisenbach endet. 1289 hat Trabodo von Eisenbach (aus der jüngeren Linie der zu Eisenbach) die Burg als ziegenhainisches Lehen inne. 1419 belehnen die Grafen Johann II. und Gottfried IX. von Ziegenhain Peter und Dietrich von Eisenbach mit Burg Eisenbach. Im Gegenzug öffnen Peter und Dietrich von Eisenbach den Grafen von Ziegenhain die Burg im Kriegsfall. Nach dem Erlöschen der Familie von Eisenbach gelangt die Burganlage 1428 als ziegenhainisches Lehen an die Melsunger Linie der Riedesel. 1429 belehnt Graf Johann II. von Ziegenhain Hermann II. Riedesel mit der Burg. Gleichzeitig gewährt Hermann II. Riedesel den Ziegenhainer Grafen die Öffnung der Burg. Nach dem Anfall des ziegenhainischen Erbes an die hessischen Landgrafen 1450 kommt es zwischen 1467 und 1471 zu einer Fehde zwischen Hessen und der Fürstabtei Fulda um die Lehnsherrschaft über Eisenbach, in der sich die Landgrafen durchsetzen. 1471 belehnt Landgraf Heinrich III. von Hessen Hermann III. Riedesel und dessen Bruder Georg mit Schloss Eisenbach und verleiht die Würde eines Erbmarschalls an die Familie. 1459 öffnet Hermann II. Riedesel mit landgräflicher Billigung der Abtei Fulda seine Burg zu Eisenbach.
Von 1471 bis 1803 entwickelte sich Schloss Eisenbach zum politischen Zentrum des 1648 reichsunmittelbar gewordenen sog. Riedeselschen Junkerlandes, das weite Teile des östlichen Vogelsbergs umfasste und vom hessischen Erbmarschall aus dem Haus Riedesel regiert wurde.
Auch nach der im 16. und 17. Jahrhundert erfolgten Aufteilung der Familie in mehrere Häuser (Hermannsburg, Altenburg, Ludwigseck und Burg) blieb das Schloss bis heute als ungeteiltes Samteigentum im Besitz des Familienverbands Riedesel.
Ersterwähnung
1217
Adel
1217: Cunradus de Isenbach (Urkundenbuch der Herren von Hanau 1 Nr. 130); 1234: Cuônrado de Eysinbach (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 3 Nr. 1293); 1236: Cumpho de Esenbach (Urkundenbuch des Klosters Frauensee Nr. 33); 1266: Cumpho de Heisinbach (Urkundenbuch des Klosters Frauensee Nr. 53); 1307: Kump de Eysenbach (Wyss, Urkundenbuch der Deutschordens-Ballei 2 Nr. 121); 1404: Rorich von Eysinbache (Riedesel zu Eisenbach 2 Nr. 303).
Bau und Baugeschichte
Baugeschichte
Eine erste, im Auftrag der Herren von Eisenbach auf dem Bergsporn über dem Eisenbach errichtete Burg entstand wahrscheinlich schon im Laufe des 13. Jahrhunderts. Diese wurde allerdings schon 1265 auf Befehl des Fuldaer Abts Bertho II. von Leibolz während der Fuldaer Stiftsfehde zerstört. Im Zeitraum zwischen 1287 und 1289 scheint die Burg wohl im Auftrag Trabodos von Wartenberg bzw. Eisenbach wiederaufgebaut worden zu sein. Im letzten Drittel des 16. Jahrhunderts ließen die Häuser Riedesel-Hermannsburg und Riedesel-Altenburg Burg Eisenbach zu einem Schloss in renaissancezeitlichem Stil ausbauen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Befestigung im Bereich der Vorburg anlässlich des Baus eines Wirtschaftshofes niedergelegt. Im Rahmen der Erweiterung des südlich der Kernburg gelegenen Lustgartens zu einem weitläufigen Landschaftspark erfolgten gleichzeitig auch historistische Umbauten am Schloss durch den Architekten Hugo von Ritgen.
Baubeschreibung
Schloss Eisenbach setzt sich aus der vierflügeligen Kernburg, einem unmittelbar westlich davon liegenden Wirtschaftshof (die frühere Vorburg) und zwei Gutshöfen, die sich westlich bzw. nordwestlich unterhalb der Schlossanlage befinden, zusammen. Die Burganlage als Ganzes war vormals mit einer äußeren Befestigung umgeben, die insbesondere südlich und östlich der Kernburg, im Bereich des Zwingers, erhalten ist. Dort befinden sich noch immer vier Schalentürme. Gesichert wurde die Vorburg durch einen rondellartigen, ehemals zweigeschossigen Turm. In südlicher Richtung steht diesem Rundturm ein im Kern auf die Zeit um 1600 datierender Massivbau gegenüber. In die Vorburg gelangt man durch einen dreigeschossigen Torbau mit rundbogiger Tordurchfahrt, der im ersten Obergeschoss nach Westen gerichtete Maulscharten aufweist und dessen Untergeschoss wohl bereits im 15. Jahrhundert errichtet wurde. Über der hofwärts gerichteten Tordurchfahrt ist ein Wappenstein mit den Wappen der Riedesel und der von der Malsburg angebracht, der um 1560 gefertigt wurde. Südlich des Torhauses befindet sich das Gutshaus, ein zweistöckiger Bau mit massivem Untergeschoss, das im Kern aus dem 16. Jahrhundert stammt, und mit Obergeschoss in Fachwerkbauweise (1. Hälfte des 19. Jahrhunderts). Nördlich des Torbaus steht ein dreigeschossiger Wohnbau in Massivbauweise mit unregelmäßigem Satteldach und unsymmetrischer Fensteranordnung, der im Jahr 1561 (wieder-)errichtet wurde. An seiner nordöstlichen Ecke ist in dieses Gebäude ein dreigeschossiger Turm mit Schießscharte integriert. In südöstlicher Richtung schließt sich daran ein zum Großteil geknickter zweigeschossiger Wirtschaftsbau in Basaltmauerwerk an, dessen Errichtung 1587 erfolgte. An dieses Wirtschaftsgebäude grenzt wiederum im Südosten die Schlosskirche, die vermutlich in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts errichtet und einer Bauinschrift zufolge zwischen 1671 und 1675 erweitert wurde. Südwestlich der Schlosskirche liegt der Torbau mit spätgotischem Tor und Schießscharten in Schlüssellochform, der in die Kernburg führt. Von der Vorburg ist der Kern der Burganlage durch einen Halsgraben und durch die mehrheitlich erhaltene Ringmauer abgetrennt. Der angesprochene Torbau ist gegen den südwestlich anschließenden polygonalen ehemaligen Torturm gesetzt. Zur Hofseite der trapezförmigen Kernburg hin ist die ursprüngliche spitzbogige Toreinfahrt des Torbaus erhalten. Beim Ostflügel der Kernburg, dem Wohnbau der Linie Riedesel-Altenburg, handelt sich um einen stattlichen viergeschossigen Massivbau in Bruchsteinmauerwerk. Hofseitig ist der Mitte des Ostflügels ein Wendeltreppenturm auf rechteckigem Grundriss vorgesetzt. Zugang zum Untergeschoss dieses Treppenturms erhält man über ein rundbogiges Kellerportal. Nord- und Südgiebel des im Kern aus dem 15. Jahrhundert stammenden Ostflügels sind dreigeschossig und mit Voluten verziert. Im Bereich des Erdgeschosses ist in die Ostseite ein spitzbogiges Portal gefügt. Auf der südlichen Giebelseite sind im Bereich der beiden Obergeschosse zwei Aborterker erhalten, an der östlichen Traufseite ein polygonaler Erker in spätgotischem Stil. Am Ausgang des 16. Jahrhunderts erhielt die Nordseite des Ostflügels einen zweigeschossigen Vorbau, der teilweise in den Schlossgraben hineinreicht. Das Untergeschoss dieses Gebäude ist massiv, das Obergeschoss in verschiefertem Fachwerk gefertigt. Unter Einbeziehung der schildmauerartigen Südseite der mittelalterlichen Burganlage 1848 wurde der dreigeschossige Südflügel in neugotischem Stil nach Plänen Hugo von Ritgens erbaut, wodurch der Innenhof der Kernburg verkleinert wurde. Der Südflügel verbindet den Ost- mit dem Westflügel (Wohnbau der Linie Riedesel-Hermannsburg), einem viergeschossigen Massivbau in Bruchsteinmauerwerk mit Mansarddach (um 1780). Dem 1515 anstelle einer Kemenate errichteten Westfügel ist hofseitig ein nach 1582 errichteter polygonaler Treppenturm mit geschweifter Haube und repräsentativem Portal vorgesetzt. Über dem Portal ist ein Allianzwappen der Riedesel und der von Boyneburg angebracht. Im vierten Geschoss des seit 1825 nicht mehr bewohnten Westflügels befindet sich ein saalartiger Raum mit Resten von Kamineinbauten.
Denkmaltopographie
Burgtyp
Bautyp
Burg; Schloss
Rechtstyp
Stammsitz; Ministerialensitz
Funktionstyp
Adelssitz
Nachweise
Literatur
- Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen I, 2008, S. 253-256
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 224-226
- Reichardt, Siedlungsnamen, S. 102-103
- Denkmaltopographie Stadt Lauterbach (Hessen), S. 343-363
- Landau, Hessische Ritterburgen Bd. 3, 1836, S. 366-400
- Landau, Hessische Ritterburgen Bd. 4, 1839, S. 1-79
- Friedrich Schwarz, Burg Eisenbach
EBIDAT
8240
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Lageort)
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Historisches Ortslexikon
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Schloss Eisenbach“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://lagis.hessen.de/de/orte/burgen-schloesser-herrenhaeuser/alle-eintraege/9158_schloss-eisenbach> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/bg/9158
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