
Basisdaten
Der Bergfried der ehemaligen Grafenburg liegt auf einer Bergkuppe und wird heute als Aussichtsturm mit einem beeindruckende Panorama genutzt. Die Burg wurde durch die Familie von Reichenbach errichtet, die bereits um 1272 ausstarb, einer Nebenlinie der Grafen von Ziegenhain. Seit 1247 ist sie im Besitz der Landgrafen von Hessen.
Der Turm wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts, in den 30er und den 70er Jahren des Zwanzigsten Jahrhunderts mehrfach renoviert und für den Publikumsverkehr eingerichtet. Ein ehrenamtlich organisierter Turmverein kümmert sich um die Erhaltung des Denkmals.
Historische Namensformen
- castris Richinbach et Keseberch, in (1225) [Cronica Reinhardsbrunnensis (1340-49) MGH Scriptores 30,1: Holder-Egger, Supplementa, S. 602 Digitalisat]
- castrum Richenbach (1233) [Ziegenhainer Regesten online Nr. 659]
- castrum Richenbach (1261) [Wyss, UB Deutscher Orden 1, S. 133-134, Nr. 175-176]
- Burg Richinbach (1354) [HStAM Bestand Urk. 37 Nr. 1521] Digitalisat
- Schloss Reichenbach (1403) [HStAM Bestand Urk. 13 Nr. 3009]
Ortstyp
Burg
Lagebezug
Etwa 3,9 km südöstlich von Hessisch Lichtenau gelegen.
Lage
Die Burgruine liegt auf 530 m über dem Ort auf der Höhe der Fulda-Werra-Wasserscheide.
Geschichte
Burggeschichte
Gebaut wurde die Burg vermutlich durch Angehörige einer Nebenlinie der Grafen von Ziegenhain, die sich nach dem Ort von Reichenbach nennen. 1089 wird bereits ein Graf Gozmar von Reichenbach als Vogt des Klosters Fulda genannt, 1156 ein Boppo von Reichenbach als Untervogt des Klosters Hersfeld. Durch Einheirat in die Familie von Ziegenhain wird 1225 wird die Burg duch Landgraf Ludwig IV von Thüringen erworben. Erbstreitigkeiten münden in einen Krieg, in dem Landgraf Ludwig die Burg nach langer Belagerung erobert. 1233 wird vertraglich der Besitz durch die Thüringer festgelegt, allerdings verzichten vermutlich die Grafen von Ziegenhain-Reichenbach auf die Burg und sie kommt in Mainzer Besitz. 1247 fällt die Burg an Sophie von Brabant, die sie 1249 nach dem hessisch-thüringischen Krieg erst einnehmen kann. Ab dieser Zeit gehört die Burg zum hessischen Besitz; Vögte und Amtsleute verwalten von hier aus den zugehörigen Amtsbezirk.
Die Burg wird häufig als Pfand eingesetzt, so an Thilo von Elben und Eckhard von Kappel (1330), an den Deutschen Orden (1330 bis 1350), dann an die von Hanstein 1386 bis 1403. Im 15. Jahrhundert nutzt die landgräfliche Familie die Burg auch als Jagdschloss. Nach dem Umzug des Amtes in den Ort Lichtenau verfällt die Burg. Sie wird vermutlich auf Geheiß von Kaiser Karl V. um 1550 nach dem Schmalkaldischen Krieg zerstört. Zwar stehen im 17. Jahrhundert noch die beiden Türme, doch nutzt die ansässige Bevölkerung zunehmend die Mauern als Steinbruch.
Besitzgeschichte
2. Hälfte des 11. Jahrhunderts Bau durch die Grafen von Reichenbach, Seitenlinie der Grafen von Ziegenhain
1183 - 1190 Erzbischof Konrad von Mainz besitzt Teil der Burg, gibt diesen den Grafen als Lehen zurück
1225 Verkauf der Burg durch den Grafen von Ziegenhain an Ludwig IV. von Thüringen
1248/49 Eroberung der Burg im hessisch-thüringischen Erbfolgekrieg durch Sophie von Brabant für ihren Sohn Heinrich
seit 1264 Teil der Landgrafschaft Hessen
Bau und Baugeschichte
Baugeschichte
Vermutlich wurden schon im 5. Jahrhundert Erdwälle und Palisaden einer ersten Befestigung errichtet. Gebaut wurde die Burg dann vermutlich durch Angehörige der Grafen von Ziegenhain, die sich nach dem Ort von Reichenbach nennen.
1330 bis 1350 ist sie im Besitz des Deutschen Ordens, geht dann an die von Hanstein über bis 1403, danach wird sie Amtssitz der Landgrafen von Hessen, die die Anlage auch als Jagdschloss nutzen. Nach dem Umzug des Amtes in den Ort Lichtenau verfällt die Burg. Zwar stehen im 17. Jahrhundert noch die beiden Türme, doch bedient sich die ansässige Bevölkerung zumehnend in den Gemäuern als Steinbruch.
Zwei Türme, Pallas, Kemenate, Kapelle, Wirtschaftsgebäude, Pförtnerhaus und ein zentraler Hof bilden eine klassischen Burganlage, die von einer 1 m dicken Ringmauer geschützt wurde. Unterhalb der Mauer zieht sich ein Wallgraben um die Anlage. 1821 stürzt der zweite Turm ein, 1899-1902 wird der Bergfried wieder hergestellt-
Grabungen und Funde
Lesefund von Keramik des 9./10. Jhs.
Burgtyp
Bautyp
Ringmauerburg; Gipfelburg
Rechtstyp
Landesburg; Pfandburg
Funktionstyp
Amtssitz; Jagdschloss
Nachweise
Literatur
- Dehio. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen I, S. 762
- Ganßauge, Reichenbach, 1936, Bd. 16, S. 8-12
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 54 f.
- Heinrich Reimer, Historisches Ortslexikon für Kurhessen, S. 378.
- Peer Zietz, Werra-Meißner-Kreis III: Altkreis Witzenhausen (Kulturdenkmäler in Hessen; Denkmaltopgraphie Bundesrepublik Deutschland), S. 452
- Historisches Ortslexikon des Landes Hessen, Regierungsbezirk Kassel, Heft 1, Kreis Witzenhausen, bearb. von Waldemar Küther, Marburg 1973, S. 102
- Gustav Siegel, Geschichte der Stadt Lichtenau in Hessen und ihrer Umgebung nebst Nachrichten über die einzelnen Amtsorte und einem Urkundenbuch, in: Zeitschrift des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, 32 (1897), S. 1-443 hier S. 274-288
- Klaus Sippel in Fundberichte aus Hessen, 26/2 (1976), S. 555
EBIDAT
8020
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Burg Reichenbach“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://lagis.hessen.de/de/orte/burgen-schloesser-herrenhaeuser/alle-eintraege/7600_burg-reichenbach> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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