
Burg Grebenstein
Basisdaten
Die Burg Grebenstein entstand wahrscheinlich um die Mitte des 13. Jahrhunderts. Bauherren waren vermutlich die Grafen von Dassel, allerdings hat sich keine Urkunde erhalten, die sie als Besitzer nennt. Im Bemühen um den Besitz der Burg konnte sich der hessische Landgraf schließlich gegen die Mainzer Erzbischöfe durchsetzen. Den großen, langrechteckigen Palas ließ Landgraf Hermann II. von Hessen um 1400 errichten. Er war 1341 auf Grebenstein geboren worden. Sein Vater Ludwig und später sein Onkel Hermann hatten hier residiert. Seit dem 16. Jahrhundert diente die Burg als Fruchtspeicher, seit dem 17. Jahrhundert vefiel sie.
Weitere Namen
Grafenstein (Greuenstein)
Historische Namensformen
- der Burgen Scardenberg und Grevensteine (1272) [Landgrafen-Regesten online Nr. 176]
- des Schlosses Grebenstein (? Ende 1279) [BW, RggEbMz 36 Nr. 492, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe]
- das Haus Grevenstein (1282) [Landgrafen-Regesten online Nr. 263]
- novam munitionem Greuensteyn (1311) [Landgrafen-Regesten online Nr. 581]
- Schloß Grebenstein (1336) [Landgrafen-Regesten online Nr. 936]
- Schlosse zu Grebenstein (1348) [[RIplus] Regg. Karl IV. (Diplomata) [n. 660], in: Regesta Imperii Online]
- Burg und Stadt Grebenstein (1385) [StA Wü, MIB 10 fol. 339, in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe, URI]
- die Burgen Grebenstein, Immenhausen und Wolfhagen (1399) [StA Wü, MIB 13 fol. 137v [01], in: Die Regesten der Mainzer Erzbischöfe]
Ortstyp
Burg
Lagebezug
gut 6 km südsüdöstlich von Hofgeismar
Lage
Die Burgruine liegt auf einem hohen Basaltkegel oberhalb der Esse südlich des Ortskerns von Grebenstein.
Geschichte
Burggeschichte
Ludolph VI. von Dassel war vermutlich Bauherr der Burg, an der auch bald die Erzbischöfe von Mainz und Paderborn sowie der hessische Landgraf Rechte besaßen oder beanspruchten. 1272 war der hessische Landgraf ganz oder teilweise im Besitz der Burg, 1282 bestimmte König Rudolf von Habsburg ihre Zerstörung, zu der der Mainzer Erzbischof die Genehmigung des Paderborner einholen sollte. Die Burg wurde jedoch nicht abgebrochen. 1297 erwarb sie Heinrich I. von Hessen von Otto von Everstein. Das Erzbistum Mainz hielt seine Ansprüche aufrecht, bekam 1325 auch Recht, konnte sich jedoch nicht durchsetzen. Auch 1385 scheiterete eine Belagerung der Burg, allerdings verpfändete Hessen Grebenstein im gleichen Jahr an das Erzbistum, löste sie 1399 dann wieder ein.
Im 14. Jahrhundert residierte zunächst Ludwig von Hessen auf Burg Grebenstein, später zeitweise Hermann von Hessen, beides Brüder des regierenden Landgrafen Heinrich II. 1341 wurde der spätere Landgraf Hermann II. der Gelehrte, Sohn Ludwigs von Hessen, auf Burg Grebenstein geboren. Seit dem 15. Jahrhundert war Grebenstein nur noch von Burgmannen und Amtleuten bewohnt, seit der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts diente der ehemalige Palas der nun unbewohnten Burg als Fruchtspeicher, 1697 wird er noch als solcher erwähnt. Die übrigen Burgteile waren bereits abgetragen, 1705 hatte der Palas kein Dach mehr und verfiel.
Ersterwähnung
1272
Laufzeit
13. Jahrhundert–
Besitzgeschichte
Bauherr der Burg war möglicherweise Ludolph VI. von Dassel. Über Drudike, Erbtochter Ludolphs, kam Grebenstein wahrscheinlich an Ludwig von Everstein und sodann an den gemeinsamen Sohn Otto von Everstein. Die Burg war Mainzer Lehen, aber 1272 besaß auch der hessische Landgraf Rechte hier, 1282 der Erzbischof von Paderborn. 1293 öffnete Otto von Everstein alle seine Burgen dem hessischen Landgrafen Heinrich I., 1297 verkaufte er ihm Burg Grebenstein. Im Jahre 1336 erhielt Ludwig, jüngerer Bruder Heinrichs II., die Burg als Paragium. Nach seinem Tod 1345 ging die Burg 1349 an Hermann, einen weiteren Burder Heinrichs II. und kam nach dessen Tod 1370 wieder an den regierenden Landgrafen (seit 1376 Hermann II., Sohn des 1345 gestorbenen Ludwigs). Von 1385 bis 1399 war Grebenstein an das Erzbistum Mainz verpfändet. Danach war die Burg wieder in hessischem Besitz und mit Burgmannen und Amtleuten besetzt. Seit etwa 1509 diente die Burg als Fruchtspeicher. Etwa 1626 verwüsteten bayerische Truppen das Burggebäude, 1641 entschied sich die regierende Landgräfin Amalie Elisabeth gegen eine Reparatur. Auf der Schleenstein'schen Karte von 1705 ist die Burg ohne Dach dargestellt.
1912 übernahm die Stadt Grebenstein die Burgruine.
Bau und Baugeschichte
Baugeschichte
In der Mitte des 13. Jahrhunderts ließ möglicherweise Graf Ludolph VI. von Dassel die Burg Grebenstein errichten. Der erhaltene Palas entstand um 1400 unter Hermann II. von Hessen. Für 1509 lassen sich Umbauarbeiten nachweisen, die aus der Burg ein „Kornhaus“ machten. 1617 wurde das Dach des Palas repariert, 1626 rissen bayerische Truppen das Holz aus dem Fruchtspeicher. Wiederaufbaupläne von 1749 und 1766 wurden nicht verwirklicht. Auch der 1915 vorgeschlagene Umbau zu einem Kriegsversehrtenheim wurde nicht verwirklicht. Die Ruine wurde in den 1950er und den 1970er Jahren gesichert, 1991 wurde eine Treppe eingebaut und eine Aussichtsplattform errichtet.
Baubeschreibung
Die Burganlage war von einem Graben umgeben und besaß ein vierstöckiges, langrechteckiges Palasgebäude aus Sandstein mit einer Länge von etwa 38, einer Breite von etwa 12 und einer Höhe von etwa 15 Metern. Der Bau besaß vermutlich ein zweigeschossiges Walmdach. Es war mit Sandsteinplatten gedeckt.
Erhaltungszustand
Die Außenmauern des Palas haben sich fast vollständig erhalten, zudem existieren noch geringe Reste der Umfassungsmauer und des Grabens. Auf dem Burgareal wurde im 19. Jahrhundert Basalt abgebaut, wodruch sich das Gelände stark verändert hat.
Grabungen und Funde
1922/23 nahm eine Gruppe der Wandervogelbewegung Grabungen auf dem Burggelände vor.
Burgtyp
Bautyp
Höhenburg; Gipfelburg
Rechtstyp
Pfandburg; Ministerialensitz
Funktionstyp
Residenz; Amtssitz
Nachweise
Literatur
- Nickel, Palas
- Kruppa, Grafen von Dassel, bes. S. 273 ff.
- Bitter, Grebenstein
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 14 f.
- Dehio. Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen I, S. 337 f.
- Denkmaltopographie Landkreis Kassel, Bd. I, S. 224
- Ernst Happel, Der Wohnbau auf Burg Grebenstein, in: Hessenland 29 (1915), S. 199 (online)
- Günther, Territorialgeschichte, bes. S. 81 ff.
- Schleenstein'sche Karte, Blatt 3
- Grathoff, Mainzer Erzbischofsburgen, 2005, S. 180, 189-190
EBIDAT
2303
Siehe auch
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Orte
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Personen
Quellen und Materialien
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Burg Grebenstein“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://lagis.hessen.de/de/orte/burgen-schloesser-herrenhaeuser/alle-eintraege/7523_burg-grebenstein> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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