
Die Lage von Landsburg im Orthofoto
Basisdaten
Die Landsburg lag auf der ehemals langovalen Basaltkuppe des 343 m hohen Gerstenbergs, 1,5 km westlich von Michelsberg. Die Landsburg wurde 1344/1345 von den Grafen von Ziegenhain in Zusammenarbeit mit den Landgrafen von Hessen errichtet und diente als Gegenfestung zur mainzischen Burg Jesberg. Im Zentrum der Kernburg befanden sich der Bergfried und ein hofartiger Gebäudekomplex. Die Burganlage verfiel vermutlich spätestens nach 1548 allmählich. Mit Ausnahme geringer Reste im südwestlichen Bereich der Bergkuppe wurden die Relikte der Burganlage 1968 durch den örtlichen Basaltabbau beseitigt.
Historische Namensformen
- Landisburg (1371) [HStAM Bestand Urk. 100 Nr. 4267]
- Landsburg (1437)
Ortstyp
Burg
Bezeichnung der Siedlung
- hus uf den Gerstenberg (1344) [Ziegenhainer Regesten online Nr. 126]
- Burg Zu Landsberg (1345) [HStAM Bestand Urk. 100 Nr. 4236]
- hus Landisburg (1371) [HStAM Bestand Urk. 100 Nr. 4267]
Lagebezug
15 km westsüdwestlich von Homberg (Efze) gelegen
Lage
Die Landsburg ist eine wüste Burg- und Wallanlage des 14. Jahrhunderts auf der ehemals langovalen Basaltkuppe des 343 m hohen Gerstenbergs, der 1,5 km westlich von Michelsberg liegt. Schon in der Urnenfelder-, der Halltstatt- und der Latène-Zeit sowie im 11. Jahrhundert befanden sich auf der Kuppe des Gerstenbergs Befestigungsanlagen.
Geschichte
Burggeschichte
Als 1344 die Grafen Johann und Gottfried von Ziegenhain mit Landgraf Heinrich II. von Hessen ein gegen das Erzstift Mainz gerichtetes Bündnis schlossen, versprach der Landgraf den Ziegenhainer Grafen zugleich seine Hilfe beim Bau einer Burg auf dem Gerstenberg als Grenzburg gegen die mainzische Burganlage Jesberg. Im Jahr 1345 ist die Burg offensichtlich schon errichtet, da die Grafen in diesem Jahr bereits die von Schweinsberg-Löwenstein zu Erbburgmannen gewinnen. Das ihnen zugewiesene Burglehen dient als Ersatz für das bisher von den Junkern als Burglehen auf Ziegenhain besessene halbe Gericht Wegebach. Gleichzeitig mit der Errichtung der Burg wird Landsburg Mittelpunkt eines neuen Gerichtbezirks für eine Reihe umliegender Orte, die bis dahin zum Gericht auf den Wasen (Neukirchen, Schönstein) gehörten.
Laufzeit
1345–16. Jahrhundert
Besitzgeschichte
1371 versetzt Graf Gottfried von Ziegenhain zwei Drittel seines Hauses und Gerichts Landsburg an Hermann von Schweinsberg, ein Drittel an Widerold von Meisenbug. Der Meisenbug'sche Anteil gelangt im Erbgang an die Spiegel und von Binsfört und wird von diesen 1412 dem Erzstift Mainz überlassen. 1408 beginnen die Grafen von Ziegenhain mit einer ersten Zahlung, die Burg wieder auszulösen. 1437 weist Graf Johann von Ziegenhain die Burg seiner Gemahlin als Morgengabe zu. Nach dem Aussterben der Grafen von Ziegenhain im Jahr 1450 fällt deren Erbe an die Landgrafe, sodass im selben Jahr eine landgräfliche Gerichtherrschaft auf der Landsburg besteht. 1461 ist das Gericht Landsburg an Kaspar von Roßdorf, im Jahr 1480 an Hans von Dörnberg, 1490 dann dem landgräflichen Amtmann auf der Burg, Apel von Grusen, verpfändet. 1509 weist Landgraf Wilhelm II. die Landsburg seinem Halbbruder Wilhelm (Freiherr von der Landsburg) und den Gerichtbezirk dessen Herrschaft zu. 1544 gibt Wilhelm von der Landsburg Landgraf Philipp dem Großmütigen Burg und Herrschaft zurück. Bald darauf erfolgt die Eingliederung des Gerichts in das bestehende Amt Ziegenhain (1548/69). Die Kompetenz des Gerichts dürfte die hohe und niedere Gerichtsbarkeit umfasst haben.
Adel
Grafen von Ziegenhain
Landgrafen von Hessen
Abgang
Nachdem Amt und Gericht Landsburg spätestens im Jahr 1548 dem Amt Ziegenhain eingegliedert wurden, scheint die Burganlage allmählich verfallen zu sein.
Bau und Baugeschichte
Baugeschichte
Im Rahmen eines gegen das Erzstift Mainz gerichteten Bündnisses zwischen Johann und Gottfried von Ziegenhain sowie Landgraf Heinrich II. von Hessen, verspricht letzterer 1344 den Ziegenhainer Grafen zugleich seine Hilfe bei der Errichtung einer Burg auf dem Gerstenberg. Der Erbauungszeitpunkt der Landsburg ist daher wohl in das Jahr 1344 bzw. 1345 zu datieren. In der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts wird die Burganlage vermutlich mehrfach erweitert. In der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts zerstört ein Brand die Landsburg in Teilen.
Baubeschreibung
Bereits in der Hallstatt-Zeit (800 bis 475 v. Chr.) war der Gerstenberg offenbar mit Steinwällen umgeben, die durch hözerne Mauerfronten versteift wurden. Unter den geringen Reste der spätmittelalterlichen Burganlage befinden sich zudem Reste einer älteren Befestigung (um das Jahr 1000 oder früher), so z.B. ein nach Süden vorspringender Mauerzug einer Trockenmauer.
Die rechteckige Fläche der Kernburg des 14. Jahrhunderts maß ehemals 34 x 43 m und war vollständig ummauert. Die Sohle des Burggrabens hatte eine Breite von etwa 9 m, der obere Teil war ca. 14 m breit. Im Innenbereich der Kernburg wurden bei Ausgrabungsarbeiten die Ummauerung eines Turmkellers (?) und eines kleineren Hofes freigelegt. Die südöstliche Ecke der Kernburg war durch eine Mauer samt Tordurchgang mit der südlich gelegenen Vorburg verbunden.
Erhaltungszustand
Bis auf geringe Reste im südwestlichen Bereich der Bergkuppe (Aussichtsturm) wurden die Relikte der Burg- und Wallanlage 1968 durch den örtlichen Basaltabbau abgetragen.
Grabungen und Funde
Bei Steinbrucharbeiten und Ausgrabungen wurden auf der Landsburg zahlreiche Funde verschiedener Zeitstellungen gemacht. Freigelegt wurden u.a. zwei Beile und eine Lanzenspitze aus der Urnenfelderzeit, ein hallstattzeitlicher Armring sowie Keramikscherben aus der beginnenden Latène-Zeit. Ein Großteil der keramischen Funde ist aber der älteren mittelalterlichen Burganlage zuzuordnen und stammt aus dem Zeitraum des 11. und 12. Jahrhunderts. Funde aus dem 13. Jahrhundert fehlen dagegen völlig, weswegen von einer kompletten Neuerrichtung der spätmittelalterlichen Burganlage auf einem alten Burgplatz auszugehen ist.
Burgtyp
Bautyp
Höhenburg; Gipfelburg
Funktionstyp
Gegenburg
Nachweise
Literatur
- Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen I, S. 6-7
- Gensen, Landsburg, in: Der Schwalm-Eder-Kreis, 1986, S. 168-174
- Historisches Ortslexikon Ziegenhain, S. 104-106
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 159-160
Landau, Landsburg, in: ZHG 8 (1860)
, S. 395-399.Pitz, Ringwälle, in: ZHG N. F. 72 (1961)
, S. 33-41- Zeiler, Wallanlage Landsburg, in: Hessen-Archäologie 2009 (2010), S. 57-59
- Brauns, Landsburg, in: Schwälmer Jahrbuch 1976, S. 109-112
EBIDAT
7975
Siehe auch
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Orte
Personen
Quellen und Materialien
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Burg Landsburg“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://lagis.hessen.de/de/orte/burgen-schloesser-herrenhaeuser/alle-eintraege/4655_burg-landsburg> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
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