
Basisdaten
Burg Ulrichstein lag auf einer 614 m hohen Basaltkuppe über der gleichnamigen Stadt. Die Herren von Eisenbach ließen die erstmals 1287 urkundliche erwähnte und 1293 zerstörte Burg mit Zustimmung Landgraf Heinrichs II. von Hessen 1343 neu aufbauen. Nach 1471 diente die Burg als Verwaltungssitz des hessischen Amtes Ulrichstein. Die Kernburg setzte sich aus hufeisenförmig angeordneten (Wohn-)Gebäuden zusammen, die im Südosten mit einer Wehrmauer samt Burgtor geschützt waren. Nach der Aufhebung des Amtes Ulrichstein 1826 wurde die weitestgehend noch intakte Burganlage auf Abbruch verkauft. 1969 wurde im südwestlichen Abschnitt der Vorburg ein zentraler Friedhof für Opfer des Zweiten Weltkriegs aus der Region angelegt.
Historische Namensformen
- Burg (1287/1296) [Landgrafen-Regesten online Nr. 292]
- Haus (1343) [Landgrafen-Regesten online Nr. 1062]
- castrum (1368) [UB Arnsburg 3, Nr. 971]
- Schloß, Burg (1435) [Landgrafen-Regesten online Nr. 3027]
- sloes (nach 1471) [Landgrafen-Regesten online Nr. 9678]
- Schloß (1500) [Landgrafen-Regesten online Nr. 7847]
Ortstyp
Burg
Lagebezug
16 km westsüdwestlich von Lauterbach gelegen
Lage
Burg Ulrichstein befand sich auf einer 614 m hohen Basaltkuppe über der gleichnamigen Stadt, am Knotenpunkt alter, vom Main zur unteren Fulda und vom Mittelrhein nach Thüringen verlaufenden Höhenstraßen.
Geschichte
Burggeschichte
Mitte des 13. Jahrhunderts gelangt Burg Ulrichstein wahrscheinlich von den Herren von Büdingen in den Besitz der Herren von Breuberg. 1296 veräußert Gerlach genannt Reitz von Breuberg die 1293 zerstörte Burganlage an Landgraf Heinrich I. von Hessen. Um das Jahr 1337 kommt die Burg als hessisches Lehen an die von Eisenbach. 1435 erhält Hermann I. Riedesel Burg Ulrichstein von Landgraf Ludwig I. als Pfandschaft. Nach 1471 fällt die Burganlage an die oberhessische Linie der Landgrafen von Hessen zurück. 1577 fallen Stadt und Burg Ulrichstein an Landgraf Ludwig IV. von Hessen-Marburg, nach dessen kinderlosem Tod 1604 an Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt.
Im Verlauf des sog. Hessenkrieg besetzen und plünderten hessen-kasselsche Truppen 1646 die hessen-darmstädtische Burganlage Ulrichstein. Im Siebenjährigen Krieg (1756–1763) wurde die Burg mehrfach von französischen (1759, 1762) und preußischen Truppen eingenommen.
Von etwa 1471 bis ins Jahr 1826 fungierte Burg Ulrichstein als Verwaltungssitz des Amtmanns für das hessische Amt Ulrichstein. Im Anschluss an die Auflösung des Amtes Ulrichstein 1826 wurde die zu diesem Zeitpunkt noch in gutem Zustand befindliche Burganlage verkauft und zum Großteil niedergelegt. 1853 erfolgte der Rückkauf der Burgruine durch das Großherzogtum Hessen.
Bau und Baugeschichte
Baugeschichte
Knappe vermutet, dass die Errichtung einer erste Burganlage auf dem Ulrichsteiner Burgberg bereits im Laufe des 12. Jahrhunderts erfolgte (S. 232). Vielleicht handelte es sich bei dieser Anlage um einen wartturmartigen Bau. Diese Burg wurde möglicherweise durch Landgraf Heinrich I. um 1293 zerstört. 1343 errichten die Herren von Eisenbach mit Erlaubnis Landgraf Heinrichs II. Burg Ulrichstein neu. Vor allem für die hessischen Amtsleute, die seit etwa 1471 ihren Dienstsitz dort hatten, wurde die Burganlage im letzten Viertel des 15. Jahrhunderts weiter ausgebaut.
Baubeschreibung
Insgesamt war die Anlage war von einer hohen Ringmauer umgeben, die sich um den Burghügel zog und in die an der nördlichen und nordöstlichen Angriffsseite mehrere halbrunde Flankierungstürme eingefügt sind. Zugang zur Vorburg gewährte das zwingerartig angelegte südliche Tor. Neben Stall- und Wirtschaftsgebäuden befand sich im Bereich der Vorburg eine 1370 erwähnte, 1569 abgerissene Kapelle (Liebfrauenkapelle). Im Bereich der viereckigen (Kern-)Burganlage des 14. Jahrhunderts gruppierten sich drei Gebäude (u. a. der Palas) hufeisenförmig um einen schmalen Innenhof. Die freie, nach Südosten gerichtete Seite der Kernburg war durch eine Wehrmauer mit Burgtor geschützt.
Erhaltungszustand
Erhalten sind der Unterbau der äußeren Zwingermauer, Teilabschnitte der Ringmauer sowie Fundamentreste von Wohnbauten und Kellerräumen in Höhe von bis zu 2 m. Der Aussichtsturm am nordöstlichen Abschnitt der Ringmauer wurde erst im Jahr 1905 erbaut.
Denkmaltopographie
Burgtyp
Bautyp
Gipfelburg
Rechtstyp
Landesburg; Amtssitz; Ministerialensitz
Funktionstyp
Amtssitz
Nachweise
Literatur
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 231-232
- Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen I, S. 884
- Weiss, Gerichtsverfassung in Oberhessen, 1978, S. 285-289
- Becker, Art. Ulrichstein, in: Keyser (Hrsg.), Hessisches Städtebuch, S. 420-421
- Thomas, Ulrichstein
- Maurer, Stadtgeschichte Ulrichstein
- Roeschen, Ulrichstein
- Roeschen, Bergschloss Ulrichstein, in: QHV N. F., 3 (1902), H. 6, S. 213-222
EBIDAT
8251
Siehe auch
Weitere Angebote in LAGIS (Lageort)
Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Historisches Ortslexikon
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Burg Ulrichstein“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://lagis.hessen.de/de/orte/burgen-schloesser-herrenhaeuser/alle-eintraege/14730_burg-ulrichstein> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/bg/14730
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