
Burg Lindheim
Basisdaten
König Rudolf von Habsburg erteilte 1289 die Genehmigung, die zerstörte Burg Lindheim wieder aufzubauen. Nordöstlich der alten Burganlage wurde die Nidder um ein fast quadratisches Areal geleitet, auf dem die neue Burg errichtet wurde. Im Jahr 1327 wird sie als bestehend erwähnt. Die Besitzverhältnisse in dieser Reichsganerbenburg waren überaus komplex: In den Burgfrieden des 14. und 15. Jahrhunderts sowie in den Protokollen der Ganerbentage, die sich für die Jahre 1549 bis 1661 erhalten haben, erscheinen Ganerben aus insgesamt mehr als 50 adligen Familien, die zeitweise Rechte in Lindheim besaßen. Während des 15. Jahrhunderts war die Burg regelmäßig Ausgangspunkt für Überfälle auf Kaufleute, die Richtung Frankfurt unterwegs waren. Die Stadt Frankfurt bemühte sich, die Burg Lindheim zu zerstören, scheiterte jedoch. Gegen Ende des 30jährigen Krieges wurde die schon 1623 und 1627 bei Bränden stark beschädigte Burg durch hessen-darmstädtische Truppen endgültig zerstört.
Ortstyp
Burg
Bezeichnung der Siedlung
- schloss Lindheim (1289) [Regesta Imperii VI,1, Nr. 2242]
- castrum Linthem (1327) [Staatsarchiv Darmstadt, Engelthaler Kopiar fol. 73v]
- ist Lintheym der gemeynen slosße eins (1458) [Demandt, Reichsganerbschaft Lindheim, S. 131]
Lagebezug
etwa 3 km südwestlich des Glaubergs
Lage
Die Burganlage lag auf der linken Seite der Nidder.
Geschichte
Burggeschichte
Im 15. Jahrhundert gingen viele Überfälle auf Kaufleute von der Lindheimer Ganerbenburg aus. Ende der 1460er Jahre entsandte die Stadt Frankfurt Reiter und Söldner gegen die Burg Lindheim, die jedoch nicht erobert wurde. 1485 blieben die Frankfurter Angriffe ebenfalls erfolglos. Einige Jahre später, 1491, scheiterten auch landgräfliche Truppen, da unmittelbar vor ihrem Angriff starker Regen das Pulver nass und unbrauchbar gemacht hatte.
Ersterwähnung
1289; 1327
Laufzeit
14. Jahrhundert–17. Jahrhundert
Besitzgeschichte
Lindheim war eine Reichsganerbenburg, die zunächst im Besitz dreier Ministerialenfamilien war: Die Erlaubnis zum Bau erhielt Ende des 13. Jahrhunderts Konrad von Büches, Anfang des 14. Jahrhunderts zählten die Kranich von Kransberg und die Herren von Bommersheim zu den Ganerben. Zur Zeit des Burgfriedens von 1391 war ihre Zahl auf 17 angewachsen, 1405 auf 28 und 1485 auf 31. Insgesamt kamen die wechselnden Ganerben im 15. Jahrhundert aus 56 verschiedenen ritterschaftlichen Familien (detailliert Demandt, Reichsganerbschaft Lindheim, Teil 1, S. 103ff.). Nur einzelne dieser Familien besaßen Adelshöfe innerhalb der Burg: von Büches (später verpachtet an von Merlau und von Rheinberg), von Bommersheim (später im Besitz der von Wallenstein, dann von Rosenbach), die Gayling von Altenheim und die von Buchenau. Im 17. Jahrhundert gelang es zudem den Grafen von Hanau, Rechte in der Burg Lindheim zu erwerben.
Abgang
Die Burg Lindheim wurde im 30jährigen Krieg mehrfach erobert und beschädigt; 1645 wurde sie im sogenannten Hessenkrieg von den Truppen des Landgrafen Georg von Hessen-Darmstadt endgültig zerstört.
Bau und Baugeschichte
Baugeschichte
Vermutlich einige Jahrzehnte nach der Zerstörung der Alten Burg erhielt Konrad von Büches 1289 die Genehmigung zum Bau der neuen Burg in Lindheim. Im Jahre 1327 wird die Burg als bestehend erwähnt. Bis zum Brand von 1550 lag auch die Stadt Lindheim innerhalb der Burgbefestigung, erst danach entstand der neue Ortsteil rechts der Nidder. In den 1690er Jahren ließ Christian Ludwig von Oeynhausen auf dem Gelände der Burg das Schloss Lindheim errichten.
Baubeschreibung
Burg und Stadt, die bis 1550 von einer Befestigungsanlage umschlossen waren, lagen auf einem annähernd quadratischen Areal mit einer Seitenlänge von etwa 160 m, das von einer Mauer und an drei Seiten von zwei Wassergräben umgeben war; lediglich im Westen grenzte die Befestigungsmauer direkt an die Nidder. Im Osten und im Westen existierte jeweils ein Tor. Innerhalb der Befestigung standen die Ganerbenhäuser und die noch heute existierende Kirche.
Erhaltungszustand
Die Burganlage ist weitgehend verschwunden, der äußere Wassergraben jedoch größtenteils erhalten. Der sogenannte Hexenturm war der südwestliche Eckturm der Burg- bzw. Stadtbefestigung, der heutige Kirchturm zählte zu den westlichen Mauertürmen.
Burgtyp
Bautyp
Niederungsburg; Wasserburg
Nachweise
Literatur
- Karl E. Demandt, Die Reichsganerbschaft Lindheim in der Wetterau, Teil 1, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 6 (1956), S. 77-137; Teil 2, in: ebd. 10 (1960), S. 149-211; Teil 3, in: ebd. 36 (1986), S. 1-67
- Demandt, Lindheimer Chronik
- Knappe, Burgen in Hessen, S. 356
- Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen II, S. 547
Siehe auch
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Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
- Historisches Ortslexikon
- Synagogen in Hessen
- Topografische Karten
Personen
Quellen und Materialien
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Burg Lindheim“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://lagis.hessen.de/de/orte/burgen-schloesser-herrenhaeuser/alle-eintraege/14682_burg-lindheim> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/bg/14682
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