
Steinernes Haus
Basisdaten
Das Steinerne Haus, ein stattliches spätgotisches Wohnhaus mit Staffelgiebel und reich verziertem Eckerker, steht am südlichen Rand der Büdinger Altstadt nahe der Mühlpforte. Graf Ludwig II. von Büdingen ließ den Bau im frühen 16. Jahrhundert für seinen Sohn Johann errichten. Es ist eines der ältesten steinernen Wohnhäuser in Büdingen. Später diente das Gebäude als Forstmeisterwohnung, Landgericht, Schule und schließlich als Staatliches Hochbauamt. Heute steht das Gebäude leer.
Ortstyp
Herrenhaus
Bezeichnung der Siedlung
- das newe hauss by Johannes Erbes pforte (1518) [Wagner, Kreis Büdingen, S. 75]
- Steynen Haus bei der Pforten, Heinz Hirten Pfortt genannt (1525) [Decker, Anmerkungen, S. 3]
- Grave Anthons steynen Hauss (1534) [Wagner, Das steinerne Haus, S. 54]
- dass steinen Hauss genantt (1582) [Wagner, Kreis Büdingen, S. 75]
Lage
Das Steinerne Haus steht am südlichen Rand der Altstadt nahe der ehemaligen Mühlpforte. Büdingen, Schlossgasse 24
Geschichte
Burggeschichte
Das Steinerne Haus wurde für Johann von Isenburg-Birstein errichtet, jedoch erhoben seine Brüder bei der Erbteilung ebenfalls Ansprüche auf das Gebäude und wollten es gernn In die teylunge Ziehenn [Wagner, Das steinerne Haus, S. 51]. Das Haus kam 1520 per Losentscheid an Anton von Isenburg-Ronneburg. Später diente das Haus als Forstmeisterwohnung, ab 1817 als Sitz der Justizkanzlei und dann des Landgerichts. Ab den 1870er Jahren war hier eine Kleinkinderschule untergebracht, nach dem Ersten Weltkrieg zog das Staatliche Hochbauamt ein, das hier bis in die 1970er Jahre blieb. Heute steht das Gebäude leer.
Ersterwähnung
1518
Laufzeit
1510/1511–
Besitzgeschichte
Das Steinerne Haus war zunächst im Besitz Johanns V. von Isenburg-Birstein, kam dann per Losentscheid 1520 an Graf Anton von Isenburg-Ronneburg. 1582 kaufte Martin Bentz, Sekretär des späteren Grafen Wolfgang von Isenburg-Ronneburg, das Haus, welches sich noch 1657 im Besitz seiner Familie nachweisen lässt, obwohl Bentz 1629 gestorben war. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts konnten die Grafen ihr Wiederkaufsrecht schließlich durchsetzen.
Bau und Baugeschichte
Baugeschichte
Das Steinerne Haus ließ Graf Ludwig II. von Isenburg in Büdingen für seinen Sohn, den späteren Grafen Johann V. von Isenburg und Büdingen in Birstein errichten, als dieser auf dem Reichstag in Augsburg weilte. Dendrochronologische Untersuchungen haben ergeben, dass das Holz für den Dachstuhl im Frühjahr 1511 geschlagen wurde, vermutlich handelt es sich also um den Reichstag 1510. 1544 wurde der Eckerker an der nördlichen Giebelseite angesetzt, das Rippengewölbe in der Erkerstube stammt aus dieser Zeit; 1590 wurden Geschosseinteilung und Fenster verändert. Die Stuckdecke im Saal (erstes Stockwerk) gehört vermutlich ins 17. Jahrhundert, vielleicht jedoch schon ins Jahr 1590.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden einige Umbauten im Innern vorgenommen, in den 1990er Jahren wurde das Dach gesichert.
Baubeschreibung
Auf unregelmäßigem Grundriss erhebt sich der spätgotische Bau mit hohem Staffelgiebel, verziertem Erker an der Nordostecke, Treppenturm im Westen und Standerker im Süden. Nach Osten hin schließt sich ein Hof an. Auf Straßen- und Hofseite sind auf der Höhe des ersten Stocks die Spuren eines ehemaligen Laufgangs zu erkennen. Das Gebäude ist auf die Mauerreste der früheren Befestigung der Mühlpforte aufgesetzt.
Erhaltungszustand
In seiner äußeren Form ist das Gebäude im Wesentlichen im Zustand des 16. Jahrhunderts erhalten; verschwunden ist der Laufgang in Höhe des ersten Stockwerks.
Grabungen und Funde
1999 wurden im Inneren Renaissancemalereien entdeckt
Denkmaltopographie
Spätgotischer Steinbau mit Staffelgiebel an der ehemaligen Mühlpforte. Ein zierlicher, elegant gebrochener Eckerker über zwei Geschosse bindet das Haus exakt in die städtebauliche Situation ein. An den Bau schließt ein großer Wehrhof an, der mit dem Verteidigungssystem der Stadt in Verbindung stand. Die ursprünglichen Kreuzstockfenster z. T. ausgebrochen oder zugesetzt. Im 1. OG geometrische Stuckdecke des frühen 17. Jhs., im Erkerstübchen feines Rippengewölbe um 1500. Der Bau wurde um 1500 von Graf Ludwig II. von Ysenburg-Büdingen für seinen Sohn Johannes erbaut. Neben dem Oberhof das zweite feudale Bauwerk für Wohnzwecke innerhalb der Bürgerstadt.
Burgtyp
Bautyp
Herrenhaus
Nachweise
Literatur
- Klaus-Peter Decker: Das „Steinerne Haus“ in Büdingen. Anmerkungen zu seiner Geschichte, online (pdf) auf der Internetseite des Bürgerforum Steinernes Haus (27. Januar 2016)
- Heinrich Wagner, Das steinerne Haus an der Mühlpforte zu Büdingen, in: Mitteilungen des Oberhessischen Geschichtsvereins 1 (1889), S. 49-55
- Wagner, Kreis Büdingen, S. 73ff.
- Decker, Büdinger Bauhütte
- Denkmaltopographie Wetteraukreis, Bd. I, S. 117f.
- Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Hessen II S. 117 f.
- Weitere Literatur
- Steinernes Haus Büdingen
Siehe auch
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Orte
- Hessische Flurnamen
- Historische Kartenwerke
- Jüdische Friedhöfe
- Topografie des Nationalsozialismus in Hessen
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Personen
Quellen und Materialien
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Steinernes Haus Büdingen“, in: Burgen, Schlösser, Herrenhäuser <https://lagis.hessen.de/de/orte/burgen-schloesser-herrenhaeuser/alle-eintraege/14677_steinernes-haus-buedingen> (aufgerufen am 25.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/bg/14677
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