Wappen Erbach (Michelstadt, Pfarrkirche)

 
Datierung
1543
AEC416D7-3050-4A60-B27E-A826B70B90DD

Katalog

Von Uwe Gast

Abmessungen

H. 74–74,5 cm, B. 45,5 cm. – Fenster III, 3a.

Inschriften

Am unteren Rand: <Eberha(r)t Graf zu erpach>; oben, neben dem linken Kapitell auf der Unterseite des Giebels, liest man folgende zeitgenössische Einritzung: dise ist zu 2 fl[orenen]<fn>21#Zu Preisen für Glasmalereien aus der Werkstatt vgl. Wentzel 1966, S. 29. – Bei der Lesung war Dr. Rüdiger Fuchs, Mainz, behilflich, dem dafür herzlich gedankt sei!</fn>.

Erhaltung

Die fehlenden Stirnseiten der Pfeiler, die nur zur Hälfte sichtbaren, mit Rosetten gefüllten Voluten der Bekrönung und deren fehlender oberer Abschluss lassen vermuten, dass die Scheibe links und rechts um einige Zentimeter beschnitten ist, während der Giebel auch im (verlorenen) Feld darüber geschlossen worden sein könnte. Im Wappen, im Hintergrund und in der rahmenden Architektur einzelne Ergänzungen; die Inschrift komplett erneuert. Wenige Sprünge; einzelne Flickstücke. Im Randbereich rechts großflächige, durch Schwarzlotverluste bedingte Übermalungen samt Neubrand, wodurch die Oberfläche »aufgekocht« wirkt.

Ikonografie, Komposition

Zwei massive, mit mehrfach profilierten Kapitellen versehene Pfeiler tragen einen schweren Volutengiebel mit Muschelfüllung. In dieser Ädikula steht, der heraldisch linken Seite zugeneigt, das Vollwappen Erbach: In rot-silbern geteiltem Schild 3 (2:1) Sterne in gewechselten Farben; Helmzier: rot-silbern geteilte Büffelhörner; Helmdecken: rot-silbern. Durch sein Pendant Nr. 18 ist das Wappen auf Eberhard XI. von Erbach zu beziehen, der, um 1475/76 geboren, 1503 die Gräfin Maria von Wertheim geheiratet hatte und 1519 in die Dienste Kurfürst Ludwigs V. eingetreten war; mit Ludwigs Zustimmung wurde Eberhard XI. von Kaiser Karl V. im Jahr 1532, nachdem er sowohl die Erbacher Linie (1503) und die Michelstädter Linie (1531) der Schenken von Erbach in seiner Hand hatte vereinigen können, in den erblichen Reichsgrafen-stand erhoben; er starb 1539 und wurde in der Kirche zu Michelstadt beigesetzt, wobei die für ihn errichtete Grabkapelle erst 1542 vollendet war22.
Die altertümliche Form des Wappenschildes stellt einen für die Zeit bemerkenswerten Historismus dar und spielt auf Eberhards Rolle als Stammvater des Grafenhauses an (s. S. 200).

Ornament, Farbigkeit, Technik

Das Wappen steht vor violettem Damastgrund (Muster III,18). Die rahmende Architektur ist von grauer und weißer Grundfarbe; goldgelb hervorgehoben sind die (vermutlich erneuerten) Basen und Kapitelle der Pfeiler, braun die in den Giebel eingestellte Muschelbekrönung. Im Damastgrund mehrfach die Versatzmarke X, die am unteren Rand auch im Durchlicht erkennbar ist.

Bildnachweis

CVMA RT 13551, Großdia RT 07/123

Nachweise

Fußnoten

  1. Zur Vita s. vor allem Simon 1858, S. 345–356, 375–379. Vgl. Klafki 1966, S. 70–72, Scholz, Odenwaldkreis, 2005, S. 93 (Nr. 131), Steiger 2005, S. 194f. (Nr. 51).

Drucknachweis

Die mittelalterlichen Glasmalereien in Oppenheim, Rhein- und Südhessen / Uwe Gast unter Mitwirkung von Ivo Rauch (Corpus Vitrearum Medii Aevi Deutschland Bd. III, 1), Berlin 2011, 202 [= 17. Wappen Erbach]

Siehe auch

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Personen

Nachnutzung

Rechtehinweise

Katalogdaten: Corpus Vitrearum Deutschland / Freiburg i. Br.
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat

Zitierweise

Empfohlene Zitierweise

„Wappen Erbach (Michelstadt, Pfarrkirche)“, in: Mittelalterliche Glasmalereien in Hessen <https://lagis.hessen.de/de/quellen-und-materialien/mittelalterliche-glasmalereien-in-hessen/alle-eintraege/113-1-01-01_wappen-erbach-michelstadt-pfarrkirche> (aufgerufen am 25.11.2025)

Kurzform der URL für Druckwerke

https://lagis.hessen.de/resolve/de/cvmahessen/113-1-01-01

Wappen Erbach: ES [= Erhaltungsschema] Nr. 17