
Caldern, Zisterzienserinnenkloster: Ansicht der Nikolaikirche von Nordosten
Basisdaten
Die hessische Landgräfin, Sophie von Brabant, schenkt im 13. Jahrhundert dem Kloster in Caldern die St. Nikolaus Kirche. Die Nonnen gehören vermutlich zum Orden der Zisterzienserinnen und prägen das Leben im Dorf. 1527 wird das Kloster von Landgraf Philipp in der Reformation aufgelöst, der Besitz fällt an die neu gegründete Philipps-Universität Marburg. Die spätromanische Kirche, Klostermauer und Konventsgebäude sind bis heute erhalten.
Orden
Zisterzienserinnen
Alte Diözesanzugehörigkeit
Kirchenprovinz Mainz, Erzbistum Mainz, Archidiakonat St.Stephan Mainz, Dekanat Kesterburg
Typ
Frauenkloster
Territorium
- Landgrafschaft Hessen
Historische Namensformen
- capella nostra Caldera (1250) [Abschrift 1373 HStAM Bestand Urk. 17 Nr.4 = Klosterarchive 3: Oberhessische Klöster, Band 1, S. 5, Nr. 5 = HStAM Bestand K Nr. 269, fol. 229, S. 463]
Lagebezug
10 km nordwestlich von Marburg
Lage
Das Kloster liegt auf einer Anhöhe über dem Lahntal.
Geschichte
Das präzise Gründungsdatum ist nicht bekannt. 1250 schenkt Landgräfin Sophie ihre Kapelle Sankt Nikolaus in Caldern den dortigen Zisterzienserinnen; die hessischen Landgrafen fördern das Kloster weiter mit Grundbesitzübertragungen, Stiftungen und der Gewährung der Abgabenfreiheit. Vom Kanonissenstift in Wetter erhält das Kloster mehrere Güter in Caldern als Lehen. Wirtschaftliche Grundlage bilden die Landwirtschaft, Einkünfte aus den fünf Mühlen, zwei Wäldern, vier Fischteichen und aus der Woll- und Tuchproduktion. In Marburg unterhält das Kloster einen größeren Stadthof, ebenso in Brungershausen, kleinere in Wetter, Herborn und Biedenkopf.
Der wirtschaftliche Niedergang seit dem Ende des 14. Jahrhunderts zwingt zu Besitzverkäufen, zu Verpfändungen und Prozessen.
1502 wird das Kloster durch die Abtei Arnsburg visitiert. 1527 wird das Kloster aufgehoben und die Nonnen werden abgefunden. 26 Nonnen und 15 Laienschwestern müssen das Kloster verlassen. 1540 geht das Kloster in den Besitz der Universität Marburg über, einschließlich des Patronats über die Pfarrkirche in Caldern.
Ersterwähnung
1238-1250
Gründungsjahr
vor 1250
Gründer
Landgräfin Sophie von Thüringen
Aufhebungsjahr
1527
Organisation
Das Kloster wird durch eine Äbtissin geleitet, an deren Seite ein Priester als Prior oder Probst steht. Die meisten Nonnen kommen aus der ländlichen Umgebung und Marburg.
Pfarrrechte
Patronat über die Nikolaikirche in Caldern
Patrozinien
Maria und Nikolaus
Archivgeschichte
Besitz
Der Besitz verteilt sich auf 91 Ortschaften überwiegend im heutigen Landkreis Marburg-Biedenkopf. Die Karte in Vanja, Kloster Caldern, S. 375 zeigt seine Verteilung zwischen der Eder im Norden und der Lahn bei Gießen im Süden, im Osten bis Kirchhain und im Westen bis Herborn. Ein Verzeichnis der Besitzungen und Rechte des Klosters Caldern (Objekt - Art der Erwerbung, Veräußerung oder sonstige Nennung - Jahr - Quellenangabe) findet sich in 750 Jahre Kloster Caldern, S. 328-333. Die Einkünfte werden 1533 für die beiden Siechenhäuser in Marburg verwendet, 1540 samt dem Pfarrpatronat der Universität Marburg überwiesen; 1650 gelangen sie an die Universität Gießen, 1767 werden sie von Hessen-Kassel wieder eingelöst.
Niederlassungen
Der Hof in Brungershausen, nordöstlich von Caldern gelegen, ist seit 1265 zielstrebig durch Tausch, Zukäufe besonders von Gütern des Deutschen Ordens (1290), Schenkung oder Pachtung von der Familie Engel (1291) vergrößert worden.
Abhängigkeitsverhältnis
Das Kloster Caldern untersteht der Zisterzienserabtei in Arnsburg und wird durch den Abt visitiert.
Ausstattung
Gebäude
Bau in der Mitte des 13. Jahrhunderts, heute Pfarrkirche als zweischiffige Hallenkirche; Kieselsteine, verlegt im Fischgrätmuster, als Fußbodenbelag.
Objekte
mittelalterliche Ausstattungstücke: Eichenkreuz von 1315 aus Werkstatt der Marburger Landgrafengräber, Taufstein, Glocke, Wandmalereien;
Von der einstigen Klosteranlage sind noch die Kirche, die eine westliche Empore für die Nonnen enthielt, und das ehemalige Konventsgebäude erhalten
Sonstiges
Eine inclusa Adelheid (Amönau) in der Urkunde 1299 Feb. 24 des Klosters Caldern (Staatsarchiv Marburg). K. H. Schäfer, Zur Geschichte der Ortschaften im Amte Wetter (Marburg 1929) 16.
1525 als Folge einer Beschwerde der Marburger Handwerker Beschränkung der Tuchproduktion auf den Eigenbedarf
Nachweise
Arcinsys Hessen
Quellen
- Der Stand 2004 bei Burkhardt, Art. Caldern, S. 331-332
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 92
Gedruckte Quellen
- Der Stand 2004 bei Burkhardt, Art. Caldern, S. 329-330
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 92
- Zur Klosteraufhebung s. Klosterarchive 3: Oberhessische Klöster, Band 1, S. 75-78, Nr. 229, 230; vgl. DigAM
Literatur
- Calantra 817 - Caldern 2017
- 750 Jahre Kloster Caldern
- Der Stand 2004 bei Burkhardt, Art. Caldern, S. 330-332
- Vanja, Besitz- und Sozialgeschichte der Zisterzienserinnenklöster Caldern und Georgenberg und des Prämonstratenserinnenstiftes Hachborn
- Der Stand von 1940 bei Dersch, Klosterbuch, S. 92
Germania Sacra-ID
GND-Nummer
Indizes
Sachbegriffe
Siehe auch
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Personen
Quellen und Materialien
Nachnutzung
Rechtehinweise
Metadaten: Hessisches Institut für Landesgeschichte, CC BY-SA 4.0
Abbildungen: siehe Angaben beim jeweiligen Digitalisat
Zitierweise
Empfohlene Zitierweise
„Caldern, Zisterzienserkloster“, in: Klöster und Orden <https://lagis.hessen.de/de/orte/kloester-und-orden/alle-eintraege/10640_caldern-zisterzienserkloster> (aufgerufen am 26.11.2025)
Kurzform der URL für Druckwerke
https://lagis.hessen.de/resolve/de/kl/10640






